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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0149
Schwester den polnischen Emigranten Felix v. Kozlowski geheiratet hatte, und die
Studenten Wilhelm Obermüller und Georg Herold, die sich nach Berichten des Universitätsamtes
bei der Freiburger Polenbeigeisterung besonders hervorgetan hatten.
Weiter gehörten dem Kreis Cyrill Grodecki und sein Landsmann Wysocki an.35 Das
Zweibrücker Zentralkomitee hielt Kontakt zur Herr-Gruppe, die sich ihrerseits mit
Hilfe von Sympathiesanten in Lörrach und Riegel bemühte, Baden für den Preßverein
organisatorisch zu erschließen.36 In diesem Zusammenhang muß auf die Reise von
Grodecki durch den Schwarzwald von Mitte März bis Ende Mai hingewiesen werden.
Es ist durchaus denkbar, daß Grodecki, der in Begleitung eines namentlich nicht genannten
Kaufmanns reiste, im Auftrag der Herr-Gruppe die Möglichkeiten zur Gründung
neuer Preßvereinsfilialen sondieren sollte.37 Der größte Erfolg des Preßvereins
war die Organisation des „Hambacher Festes", das zur größten öffentlichen Kundgebung
der deutschen Polenfreundschaft wurde. In Freiburg fand das „Hambacher
Fest" Nachahmung in Form eines „Maifestes". Zwar blieben Rotteck und Welcker
diesem „Freiheitsfest" im idyllischen St. Ottilien ebenso wie dem „Hambacher Fest"
fem, dennoch erschienen über 500 Teilnehmer, überwiegend Studenten, aber auch
einige Professoren, Redakteure des „Freisinnigen" und Mitglieder des Frauenvereins
, unter ihnen Emma Welcker. Zu den umjubelten Festrednern gehörte auch Grodecki
, der gegen „Fürsten und Fürstendiener" wetterte und „die schwarz-rot-goldene
Fahne vereint mit der polnischen im Kampf gegen die russischen Barbaren" sah.
Nach dem Fest, das laut „Freisinnigem" durch „keine Einmischung unwürdiger Despotenknechte
gestört" wurde, zogen die Teilnehmer im Triumphzug in die Stadt zurück
.38

Die Reaktion der deutschen Regierungen auf den „Hambacher Skandal" und des-
sen Ableger erfolgte umgehend. Uber Rheinbayern wurde der Ausnahmezustand verhängt
und sämtliche durch diese Region führenden Reiserouten der Polen gesperrt.
Noch während des „Hambacher Festes" am 27./28. Mai hatte sich die Bundesversammlung
in Frankfurt mit der Politisierung der Polenfreundschaft befaßt. Auf Antrag
Preußens wurde beschlossen, die Polen nun auf kürzestem Wege und ohne unnötige
Aufenthalte durch die deutschen Staaten zu befördern. Die Möglichkeiten, sich
an einem Ort länger aufzuhalten oder sich gar in Deutschland niederzulassen, sollten
stark eingeschränkt werden. Man verständigte sich ebenfalls darauf, in geeigneter
Weise auf die Auflösung der Polenvereine hinzuwirken. Die Tatsache, daß die Regierungen
teilweise die Schulden der Vereine übernahmen, zeigt, wie sehr man an der
reibungslosen Auflösung der Polenvereine interessiert war. Protest seitens der Polenvereine
blieb aus. Der Freiburger Polenverein kam, wie viele andere Vereine, einem
Verbot durch Selbstauflösung zuvor,39 Die Frankfurter Beschlüsse waren auch für
die badische Regierung bindend, und sie sah sich nun zu energischem Durchgreifen
gezwungen, vor allem in Hinblick auf die bisher recht großzügige Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen
für einzelne polnische Emigranten, Wenige Tage nach Gro-
deckis Auftritt auf dem „Ottilienfest" wandte sich die Regierung des Oberrheinkreises
an das Karlsruher Innenministerium mit der Bitte um genaue Direktiven im Fall
„Grodecki". Allerdings ließ die Kreisregierung keinen Zweifel aufkommen, daß es
ihr in keiner Weise ratsam schien, „dem besagten Grodecki eine Aufenthaltsverlängerung
zu gestatten, da derselbe in allen Aufregungen wenigstens durch Anrede an die

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