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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 78
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0080
Die Erbauung eines zentralen Brunnens von über 40 m Tiefe für die wasserlose
Oberstadt war in der damaligen Zeit eine technische Meisterleistung, die in dieser
Form nur von geschulten Fachkräften in einer vermutlich längeren Bauzeit erzielt
werden konnte.350 Man hat daher vermutet, daß sie von Bergleuten — wahrscheinlich
aus dem damals aufblühenden Schwarzwälder Bergbau — ausgeführt worden
sein könnte.351 Ein solches Unternehmen muß außerdem immense Kosten verursacht
haben.352 Daher konnte es nur von einer kapitalkräftigen Stadtherrschaft — also
doch wohl eher von den Staufern — finanziert worden sein.

Da aus der Zeit vor dem 14. Jahrhundert — wie erwähnt — keinerlei schriftliche
Nachrichten vorliegen, war man früher geneigt, die Erbauung des Brunnens den Römern
zuzuschreiben,353 Dafür gibt es aber weder archäologische noch historische
Nachweise. Vielleicht würde die Untersuchung des unteren Brunnenabschlusses hier
weiterfuhren. Auch die in jüngster Zeit aufgestellten Behauptungen, der Brunnen
liege genau auf der Fortsetzung des via principalis des spätrömischen Kastells im
Südteil der Oberstadt, ist bisher archäologisch nicht erwiesen.354 Nachdem Rolf
Nierhaus den Nachweis eines Kastells der valentinianischen Zeit auf dem Südteil der
Oberstadt erbracht hat, wurde die römerzeitliche Datierung des Brunnens fast allgemein
aufgegeben.355 Denn es wäre schwer zu erklären, warum die Römer ein so
aufwendiges, aber unbedingt erforderliches Bauwerk außerhalb ihrer Befestigung errichtet
hätten. Auch die Deutung des Radbrunnenturms als Torturm einer vor dem
Kastell gelegenen römischen Zivilsiedlung (canabae) dürfte aus an anderer Stelle bereits
angedeuteten Gründen kaum aufrecht zu erhalten sein.356

Weiter führt dagegen in der Frage nach der zeitlichen Festlegung der Entstehung
des Radbrunnenturms die Beobachtung, daß der Brunnen genau im Zentrum der bischöflich
baslerisch-staufischen planmäßig angelegten Kaufmanns Siedlung auf dem
Breisachberg liegt.

Offenbar nach der entsprechenden Planung war dort auf der breiten Marktstraße
der Oberstadt, der gesamte Markthandel konzentriert,357 Dieser war bereits im 13.
Jahrhundert mit festen Marktlauben, Lebensmittelständen, Fleisch» und Fischbänken
bestellt, Waren, bei deren Verkauf z. T. Wasser erforderlich war.358 Daß daneben
auch der tägliche Wasserbedarf der zunehmenden Wohnbevölkerung auf dem Berg zu
befriedigen war, ist selbstverständlich. Im 12. und 13. Jahrhundert war man sicher
technisch wieder soweit fortgeschritten, daß man einen Brunnen dieses Ausmaßes
und dieser Tiefe errichten konnte. Wurden doch in vielen Burgen, für die Zisternen
nicht genügten, noch erheblich tiefer reichende Brunnen errichtet.359 Über diesen
wurden übrigens zum Schutz oder aus anderen Gründen häufig Gebäude oder Türme
erbaut.360 Daß hierzu Spezialisten des in Blüte stehenden Beigbaus herangezogen
wurden, läßt sich in einem anderen Fall sogar quellenmäßig belegen.361 In diesem
Zusammenhang ist ferner darauf zu verweisen, daß man damals sicher auch bereits
bei der Förderung des Wassers aus einer solchen Tiefe technisch in der Lage war,
erfolgreicher als bisher vorzugehen. Bis dahin hatte man wohl nur einfache Haspeln
für die Gewinnung von Wasser aus Brunnen benutzt. In Breisach soll deshalb die Förderung
eines einzigen Eimer Wassers von mittlerer Größe mit einer Haspel nahezu
eine halbe Stunde gedauert haben.362 Bei Verwendung eines Tretrades brauchte man
naturgemäß auch viel Zeit, konnte jedoch erheblich größere Wassermengen nach

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