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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 88
(PDF, 38 MB)
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13. Jahrhundert entstanden sein dürfte, Damit ist aber noch keine Aussage über Form
oder Aufgaben des damals entstehenden Bauwerks gegeben, das genau im Zentrum
der werdenden Stadtanlage errichtet werden sollte.

In letzterer Hinsicht gelangt man erst zu brauchbaren Folgerungen, wenn man das
zweite Breisacher Stadtsiegel aus der Mitte des 13, Jahrhunderts in die Überlegungen
einbezieht (Abb. 28).382 Dieses nimmt in seiner Zeit eine gewisse Sonderstellung
ein, denn es zeigt zwar eine symbolische Darstellung der Stadt Breisach, die natürlich
nicht auf fotografisch genauen Bildern beruht.383 Andererseits ist es nahe verwandt
mit dem Straßburger Stadtsiegel und dem von Speyer.384 Alle zeigen in den
Einzelheiten nicht mehr symbolische Abbreviaturen der Stadtbilder allein, sondern
verhältnismäßig naturgetreue Bilder der entscheidenden Gebäude dieser Städte, Man
kann also versuchen, bei vorsichtiger Interpretation, daraus Einsichten in die Gestalt
damaliger städtischer Gebäude zu gewinnen. Das zweite Breisacher Siegel wurde mit
Sicherheit in der zweiten Periode der alleinigen baslerischen Stadtherrschaft nach
1252 vielleicht in einer Straßburger oder Basler Werkstatt hergestellt.385 Denn es
weist in seinem Zentrum Maria mit dem Christusknaben über einer zinnengekrönten,
mit einem einfachen Tor versehenen Mauer auf, vor der der Rhein durch Wellen angedeutet
ist, Der Patron der Breisacher Kirche war aber damals, wie heute, St, Stephan
, während die Gottesmutter Patronin des Basler Domkapitels war.386 Trotzdem
kann man nicht davon ausgehen, daß der Bischof als damaliger Stadtherr dieses Sie-
gel habe anfertigen lassen. Denn es gab in Deutschland schon längst städtische Siegel
.387 Mehr noch sind diese im 12, und 13, Jahrhundert auch aus Frankreich bekannt
. Hier waren es vor allem die werdenden Stadtgemeinden und Stadtgerichte,
welche durch Selbstabbildungen auf den dortigen Stadtsiegeln zur Darstellung drängten
.388 Für Breisach wird ähnliches bestätigt, denn das zweite Stadtsiegel trägt die
Umschrift: Sigillum burgensium in Brisacho!

Das nur kurz Angedeutete ist Voraussetzung für die Interpretation des übrigen auf
dem zu behandelnden Stadtsiegel Dargestellten. Rechts von der bereits erwähnten
Madonna mit Christuskind ist ein durch reichen Schmuck von Fenstern gekennzeichneter
quadratischer Turm mit Flachdach abgebildet, der aufgrund der Darstellung
nur als Kirchturm gedeutet werden kann. Denn die zahlreichen Fensteröffnungen hät-
ten diesen Bau als Festungswerk untauglich gemacht. Ahnliche Bauten sind zahlreich
nachweisbar, beispielsweise der erhalten gebliebene sogenannte Eulenturm der zweiten
Hirsauer Klosterkirche (Abb. 29)* Aufgabe des rechts erkennbaren Turmes auf
dem zweiten Breisacher Stadtsiegel kann es also nur gewesen sein, auf die Stadtpfarrkirche
hinzuweisen. Kamen doch auf Stadtsiegeln in Deutschland und in anderen
Ländern Abbildungen der Pfarrkirche öfter zur Darstellung.389

Schwieriger ist es, die beiden links neben der Madonna abgebildeten Türme zu erklären
. Von ihnen zieht besonders der unmittelbar neben Maria stehende mächtige
Turm, offenbar aus Quaderwerk, das Interesse des Beschauers auf sich. Er wird oben
von einer Plattform mit Zinnenbewehrung abgeschlossen. Unmittelbar darunter befindet
sich eine große Öffnung. Diese kann nur als Schallöffnung gedeutet werden,
denn für die Verteidigung eines Festungsturmes wäre sie unbrauchbar gewesen. Im
unteren Teil des Turmes ist ein loggiaartiges Bauwerk offenbar aus Holz zu sehen,
zu dem eine Treppe direkt vom Boden aus von rechts nach links heraufführt. Diese

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