Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 161
(PDF, 38 MB)
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Comp. Neben diesen vier besonders hervorragenden Etablissements besteht noch
eine große Anzahl anderer blühender, durch die Originalität ihres Erzeugnisses teilweise
ausgezeichneter Fabriken". Weitere 27 Unternehmen wurden sodann namhaft
gemacht, von denen wir wissen, daß sie in ihrer Mehrzahl auch als Anmelder von
Patenten hervorgetreten sind. Solidität attestierte die Handelskammer 1874 während
der Gründerkrise den Freiburger Unternehmen: „Da unser Platz dem schwindelhaften
Treiben der Spekulation und der Gründungen nicht sehr nahe stand, so haben sich
die Verhältnisse im allgemeinen als gesund bewährt"10

Die Seidenzwirn-Fabrik Carl Mez und Söhne, Risler und Comp., „Fabrik von Porzellanknöpfen
und orientalischen Perlen" die Papierfabrik Flinsch und Kuenzer und
Comp., eine Zichorien- und Schaumweinfabrik, stellten die ältesten industriellen
Großbetriebe Freiburgs dar. Drei Unternehmen wurden während der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts gegründet, die Seidenzwirn-Fabrik Carl Mez und Söhne 1834,
die Porzellanknöpfe-Fabrik Risler und Comp. 1846/47 und die Kuenzersche Zichorienmühle
existierte bereits 1819.11 Alle drei Unternehmen beschäftigten bereits um
die Mitte des 19. Jahrhunderts, 1869, mehr als 100 Mitarbeiter: Carl Mez und Söhne
324 Arbeiter (insgesamt in 8 weitgestreuten Betrieben: 1189),12 die 1864 durch Teilung
entstandene Firma Mez Vater und Söhne 140, Risler 420 ohne die Heimarbeiter13
und Kuenzer 133 Arbeiter.14 F. Flinsch erwarb durch Ankauf 1836 eine Papiermühle
, die, zur Papierfabrik ausgebaut, 1869 mit 82 Arbeitern betrieben wurde.

Die Firmengründer von drei Unternehmen kamen von auswärts, waren Zugewanderte
, keine alteingesessenen Freiburger. Carl Mez (1808—1879), geboren im badischen
Kandern, wo die Gebrüder Mez seit 1760 eine kleine Seidenband-Manufaktur
betrieben, wurde 1832 in Freiburg ansässig, als die Gebrüder Mez ihren Söhnen das
Bandgeschäft übergaben und es gleichzeitig von Kandern nach Freiburg verlegt
wurde. Die Risler stammten aus Cernay (Sennheim) bei Mühlhausen im Elsaß
(Frankreich). Nach und wegen Gründung des Zollvereins stellte Jeremias Risler im
Jahre 1836 den Antrag, eine Kratzenfabrik mit selbst gebauten Maschinen in Freiburg
errichten zu dürfen.15 Später, 1846 (Fa. M. und J. Risler) bzw. 1849, entstand die
sich rasche ausdehnende Fabrik Risler Dutfoy & Comp., die die Lizenz zur Nutzung
des Patents des J. F, Bapteross, Paris, zur Anfertigung von Knöpfen mit Öhr für den
Bereich des Zollvereins erworben hatte. Ferdinand Flinsch, der Papierfabrikant, auch
kein alter Freiburger, erwarb 1836 die alte Müllersche Papiermühle, die mit ihren
Erzeugnissen einst den großen Papierbedarf der Stadt Freiburg gedeckt hatte. Eine
eingegangene Bütte mußte erneuert werden. Nicht von Dauer war die neu aufgekommene
Konkurrenz der seit 1828 von dem nicht allzu vermögenden Messerschmied
Nepomuk Reisacher in Freiburg errichteten Papiermühle, gegen deren Konzessionie-
rung die Papierfabrikanten von Freiburg und Umgebung Sturm gelaufen waren.16
Sie machten geltend, daß ein Unternehmen wie eine Papiermühle ein Kapital von
20000 bis 30000 fl benötige und nicht nur „rühmlichen Unternehmensgeist".

Xaver Kuenzer,17 der einzige frühe Unternehmer aus alter Freiburger Familie, die
schon 1792 die Brauerei in der Löwengasse betrieb, begann 1819 in Freiburg mit der
Zichorienfabrikation, war erfolgreich, gewachsen vor allem der starken Lahrer Konkurrenz
. Im Jahre 1900 aber erwarb der unaufhaltsam expandierende Marktführer,
die Zichorienfabrik Heinrich Franck Söhne, Ludwigsburg, das Unternehmen unter

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