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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 191
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0193
Doch im Umgang mit den aus dem Artikel herauszulesenden Informationen ist zumindest
Zurückhaltung geboten, denn der Berichterstatter verzerrt in seiner Depesche
den wirklichen Sachverhalt: So war der Ausflug in Wirklichkeit gerade nicht das
Resultat eines spontanen Einfalls, sondern er war vielmehr schon seit längerem geplant
. Der Angelurlaub im Schwarzwald diente dazu, wenigstens für kurze Zeit der
Pariser Sommerhitze und dem Straßenlärm zu entfliehen. Darüber hinaus waren die
Hemingways auch gar nicht allein unterwegs: Zwei befreundete Paare, Bill und Sally
Bird, Lewis Galantiere und dessen Verlobte Dorothy Butler waren mit von der Partie
.15 Die in dem Zeitungsartikel zum Ausdruck gebrachte rasche Entschlossenheit,
von Paris nach Straßburg zu fliegen, entspricht somit nicht der Realität. Indem Hemingway
die erste Reiseetappe zum Hauptgegenstand seiner Depesche machte, sah
er sich allem Anschein nach genötigt, Veränderungen in der Berichterstattung vorzunehmen
, um dem Ausflug den Charakter einer ,Spritztour4 verleihen zu können. Die
beiden genannten Paare, welche die Hemingways auf ihrer Reise begleiteten, reisten
per Zug anstatt mit dem Flugzeug, und die Freunde trafen sich daher erst in Straßburg
wieder, Es verwundert somit kaum, daß der junge Reporter sie in seinem Bericht gar
nicht erst erwähnte, denn sie hätten weder in das von Hemingway vermittelte Konzept
gepaßt, noch den Reisebericht bereichern können.

Es besteht jedoch keinerlei Grund, an der weitgehend korrekten Wiedergabe anderer
Details zu zweifeln, die Hemingway nacherzählt: Am Flugtag mußten die Passagiere
sich um fünf Uhr in der Frühe beim Büro der besagten Fluggesellschaft in der
Avenue de TOpera einfinden. Die Hemingways standen also um vier auf, packten ihre
Sachen und weckten dann den einzigen Taxifahrer in der Nachbarschaft, der seine
Einkünfte als Akkordeonspieler aufzubessern pflegte. Nach dem Frühstück in dessen
Wohnung brachte dieser sie zum Büro, wo bereits die Nashs warteten. Die Fluggäste
wurden nach Le Bourget transportiert, wo man sich trennen mußte. Die Hemingways
bestiegen einen kleinen Doppeldecker, der Reisekoffer wurde unter einem Sitz verstaut
. Die Passagiere bekamen Watte ausgehändigt, die sie sich in die Ohren stopfen
sollten. Dann wurde die Tür geschlossen, und das Flugzeug stieg in den sommerlichen
Morgenhimmel auf. Der Flug dauerte zweieinhalb Stunden. Während Hadley
schlief, beobachtete ihr Mann die Landschaft. Der Artikel berichtet von den großen
Wäldern auf dem Weg über Bar le Duc, Nancy und St. Mihiel, von den Vögesen und
vom Verlauf des Rheins, der sich dem Beobachter wie ein flaches, baumbestandenes
Band darbot. Die Landung verlief glücklich, und die nächsten Passagiere standen
schon bereit. An der Theke einer Erfrischungsbar erfuhr man, daß der letzte Flugunfall
noch nicht lange zurücklag. Drei Menschen hatten dabei ihr Leben verloren.

Straßburger Impressionen

Die Spur der von Hemingway geradezu ins Waghalsige gesteigerten Urlaubsreise weiter
zu verfolgen, fällt angesichts einer weiteren erhaltenen Depesche nicht sonderlich
schwer. Sie erschien am 26, August 1922 und stellt damit das früheste im ,Toronto
Daily Star' publizierte Zeugnis überhaupt dar.16 Die Überschrift ,01d Order Chan-
geth in Alsace-Lorraine4 sollte dem Leser des ?Star' vielleicht suggerieren, der Berichterstatter
sei in Straßburg gewissermaßen Zeuge umwälzender kultureller Verän-

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