Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 214
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0216
ausschuß aus: Positive 37; Liberale 29; Volkskirchler 14 und Völkische 20 Sitze.4
Gerade ein gutes Jahr später, am 23. Juli 1933, zeigte sich ein ganz anderes Kräfteverhältnis
. Auf Grund einer Einigung zwischen den Deutschen Christen5 und den
Kirchlich-Positiven waren die kirchlichen Entscheidungsgremien ohne Wahlen neu
besetzt worden. Dabei hatten die Deutschen Christen alle diejenigen Sitze erhalten,
die zuvor die Liberalen, die Religiösen Sozialisten und die Völkischen innehatten.
Die Liberalen waren, den allgemeinen Tendenzen folgend, in der Tat den Deutschen
Christen nähergerückt. Ihre Vereinigung hatte alle kirchenpolitischen Aktivitäten aufgegeben
und den Mitgliedern offiziell nahegelegt, sich den Deutschen Christen anzuschließen
.6 Die Religiösen Sozialisten waren zusammen mit dem Verbot der SPD
von der kirchenpolitischen Bühne verschwunden.7

Es fallt auf, wie nachgiebig die Kirchlich-Positiven nicht nur in Freiburg gegenüber
den Deutschen Christen waren. Mit 13 von 20 Sitzen hatten diese nun im Kirchenge-
meinderat die absolute Mehrheit, ebenso im Kirchengemeindeausschuß mit 67 von
100 Mitgliedern.8 An der Bereitschaft der kirchlich-positiven Seite den Deutschen
Christen gegenüber zeigt sich, daß die Deutschen Christen damals noch nicht als
Gegner erfaßt oder gar als kirchenfeindlich eingestuft wurden. Angesichts des allgemeinen
Einheitstaumels und des Traumes von einer großen, einheitlichen und mächtigen
evangelischen Reichskirche bleibt es beinahe bemerkenswert, daß sich die
Kirchlich-Positive Vereinigung als eigenständige Gruppe behauptet hat. Mit dem Gegenüber
von Deutschen Christen und Kirchlich-Positiven war die Konfliktkonstellation
vorgezeichnet, die die folgenden Jahre prägen sollte.

Äußerungen zur „Judenfrage"

Allgemein herrscht Einigkeit darüber, daß der Streit um die Einführung des staatlichen
„Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom April 1933 in
den kirchlichen Bereich eine der Wurzeln der Bekennenden Kirche bildete. Auch in
Freiburg hat man auf den sogenannten „Arierparagraphen" reagiert. Ende April 1933
regte der Kirchenälteste Prof. Erik Wolf an, der Kirchengemeinderat möge sich
„mehr als bisher auch mit brennenden Fragen der Gegenwart beschäftigen, soweit
sie die Kirchengemeinde und die Kirche angehen".9 Am 8, Mai 1933 fand daraufhin
eine Besprechung statt, wobei nicht zu klären war, wer nun im einzelnen daran teilgenommen
hat. Als Gesprächsgrundlage diente das „Altonaer Pastorenbekenntnis".10
Aus diesem Gespräch heraus wurde ein „Bekenntniswort zum evangelischen Ringen
der Gegenwart um Volk und Staat" formuliert, dessen Endredaktion von Erik Wolf
besorgt wurde.11 Der neue Staat wird darin freudig begrüßt und den Einheitsbestrebungen
lebhaft zugestimmt. Zugleich zeigte man jedoch dem Staat seine Grenzen auf
und warnte davor, sich mit der organisatorischen Einheit zu begnügen. Die Einheit
der Kirche sei ein Geschenk der Gnade und nicht eine Sache der Macht. Die Vertreter
der Evangelischen Kirchengemeinde Freiburgs bekannten sich zum „naturüberwindenden
Geist" und zur „Einheit der Christenheit, die über alle Verschiedenheitender
Rasse, des Volkstums, der Sprache und der Kultur hinweg die christliche Gemeinschaft
bildet". Das Bekenntnis wort folgert daraus: „Artfremdheit, Rassenunterschiede
vermögen deshalb eine Sonderstellung in der Kirche nicht zu begründen, so

^ 1


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0216