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Abb. 4 Gerhard Ritter. (Rübsam/Schadek, Der Freiburger Kreis [wie Anm. 1] Abb. 54)
zu ruhen und dürfe eben nicht auf rein weltlicher Basis stehen. Hierin unterschied
man sich deutlich von den Deutschen Christen, mit denen man vom Bestreben nach
Erneuerung her vieles gemeinsam hatte. Aber die Deutschen Christen wollten das
mit Druck durchsetzen und die Kirche am Staat orientieren, während die Bekenntnisfront
durch das Wort, durch echte Autorität und vor allem durch die Verkündigung
des „unverfälschten Evangeliums" zu ihrem Ziel gelangen wollte. Dieser Weg hatte
weitreichende Konsequenzen, denn eine Ausrichtung der Kirche an staatlichen Strukturen
und Prinzipien war damit ausgeschlossen. Gerhard Ritter folgerte, daß „wahre
Kirche" nur da zu finden sei, „wo Gemeinschaft des Geistes, nicht bloß die Gemeinschaft
des Blutes und Volkstums ist, und wo brüderliche Gesinnung herrscht, nicht
nur stummer Gehorsam".
Was die Bekenntnisfront mit den Deutschen Christen verband, war der Wille zu
einer Erneuerung der Kirche, zur Uberwindung der alten Parteigegensätze, das Mißtrauen
gegenüber dem kirchlichen Liberalismus, das Bestreben zur Stärkung des Lai-
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