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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 234
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0236
Oft wurden jedoch die Deutschen Christen bei ihren Beschwerden enttäuscht. Als
sie sich im Oktober 1935 darüber beklagten, daß Pfarrer Weber und Vikar Robert Zitt
sich geweigert hätten, „die Anerkennung zu unterschreiben, daß ihnen das Verbot der
Kollekte ,für in Bedrängnis geratene Pferrer' von der Geheimen Staatspolizei eröffnet
worden ist", bekamen sie eine zurückweisende Antwort.78 Sie hatten von den Behörden
ein schnelles Eingreifen angesichts „derartiger Verwilderung" verlangt. Stattdessen
wurden sie jedoch vom Oberkirchenrat belehrt:79 „Ihre Anzeige kann dazu
keine Veranlassung geben, schon aus der Erwägung heraus, daß sie ja ganz offensichtlich
aus kirchenpolitischen Gründen herausgewachsen ist und es nicht Ihre Aufgabe
als ,Deutsche Christen' sein kann, gegen ?Verwilderung' der Auffassung über
die Pflichten eines Staatsbürgers einzuschreiten. Dazu sind die staatlichen und parteiamtlichen
Organe da, die auch über die erforderliche Kraft, Ordnung im öffentlichen
Leben zu halten, verfügen und der Hilfe der ,D. C nicht bedürfen".

Die Form dieser Ablehnung zeigt, daß der Oberkirchenrat zwar im innerkirchlichen
Streit die Bekennende Kirche unterstützte, daß er aber nicht gewillt war, ihr beizustehen
, wenn sie mit staatlichen Organen in Konflikt geriet. Auch blieb offen, wie
sich die Kirchenleitung selbst zu der Hilfssammlung für die „in Bedrängnis geratenen
Pfarrer" stellte. Pfarrer Weber jedenfalls hat in dieser Frage eindeutig Stellung bezogen
und am 13. Oktober für die notleidenden Pfarrer, die es vorwiegend auf Grund
von Amtsenthebungen und Verhaftungen in der Altpreußischen Union gab, gesammelt
. Die Kollekte von 35 Reichsmark wurde von der Gestapo beschlagnahmt und
Pfarrer Weber wurde von der Oberstaatsanwaltschaft wegen Verstoßes gegen das
Sammlungsgesetz zu 100 Reichsmark Strafe oder zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt.80

Die Radikalisierung der Deutschen Christen

Im Verlauf des Jahres 1935 veränderten die Deutschen Christen ihre Richtung. Dr.
Christian Kinder, der seit Ende 1933 Reichsleiter der deutschchristlichen Bewegung
war, näherte seine Organisation zunehmend den Thüringern an. Die Deutschen Christen
in Thüringen hatten seit Beginn ihres Bestehens am kompromißlosesten eine politische
Theologie verfochten, deren Herzstück der Glaube an Deutschlands Sendung
bildete.80a In ihren Richtlinien vom Dezember 1933 hatten sie sich dazu bekannt,
daß Gott, „wie jedem Volk . .. auch unserem Volk ein arteigenes Gesetz eingeschaffen
" habe. „Es gewann Gestalt in dem Führer Adolf Hitler und in dem von ihm geformten
nationalsozialistischen Staat. Dieses Gesetz spricht zu uns in der aus Blut
und Boden erwachsenen Geschichte unseres Volkes."mb

Da die badischen Deutschen Christen von dieser Thüringer Richtung nicht deutlich
abrückten, erhöhten sich die Spannungen.81 In der Tat vollzog sich auch in Freiburg
eine rasche Wegentwicklung von dem Ziel einer evangelischen Reichskirche, die zu
diesem Zeitpunkt offensichtlich gescheitert war. Stattdessen wandte man sich der
„Nationalkirchlichen Einung" zu, deren Ziel eine überkonfessionelle deutsche
Volkskirche war. Das war ein neuer Impuls und eine neue Perspektive, die den Deutschen
Christen wieder zu Schwung verhalf. So stößt man im Sommer 1935 auf eine
kämpfende deutschchristliche Gruppe in Freiburg.

Auf einen Vortrag von Martin Niemöller in der Christuskirche am 14. Juni 1935

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