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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 246
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0248
Die evangelische Kirchengemeinde im Krieg

In seinem Bescheid auf die Dekanatsvisitation äußerte der Oberkirchenrat die Hoffnung
,123 „daß das Gericht Gottes in dieser Zeit, der Krieg, unsere Herzen reinige
und läutere, so daß wir nach seiner Beendigung alle wieder das Gemeinsame erkennen
mögen . . Tatsächlich einten der außenpolitische Erfolg und der Druck des
Krieges die Kirche einigermaßen.

Schon 1938 hatte der Kirchengemeinderat in seiner einzigen Sitzung dieses Jahres
„freudig" der Bitte des Oberbürgermeisters zugestimmt, am Vorabend der Abstim-
mung über Hitlers Politik und über den Anschluß Österreichs mit sämtlichen
Glocken eine Viertelstunde zu läuten, um so „die Feierlichkeit und die Bedeutung der
gegenwärtigen historischen Ereignisse" zu unterstreichen.124 „Aus Anlaß des siegreichen
Abschlusses des Abwehrkampfes in Polen" hatte der Oberkirchenrat seinen
Pfarrern den Kanzelabkündigungsvorschlag der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei
und des Geistlichen Vertrauensrates zur Bekanntmachung am Erntedankfest
zugeschickt. Darin wurde Gott nicht nur für die Früchte von „Flur und Feld" gedankt
, sondern im selben Atemzug auch dafür, „daß uralter deutscher Boden zum Vaterland
heimkehren durfte und unsere deutschen Brüder nunmehr frei und in ihrer
Zunge Gott im Himmel Lieder singen können." Aufgenommen wurde auch der Dank
„gegen den Führer und seine Generale",

Bald machten sich jedoch die Einschränkungen bemerkbar, die dieser Krieg mit
sich brachte. In der Anfangsphase des Frankreichfeldzuges wurde den grenznahen
Gemeinden, zu denen auch Freiburg gehörte, der Gottesdienst überall dort verboten,
wo nicht „in unmittelbarer Nähe der Kirche ausreichende und leicht erreichbare
Luftschutzräume vorhanden" waren.125 Diese Verordnung betraf auch Versammlungen
unter freiem Himmel und somit die kirchlichen Bestattungsfeiern. In den betroffenen
Orten wurde festgelegt, daß „sich das Trauergeleite für die Dauer des Verbotes
.,. auf die Beteiligung der nächsten Angehörigen des Verstorbenen außer dem Geistlichen
zu beschränken" habe.126 Offen bleibt, in welchem Umfang die Durchführung
dieser Maßnahmen tatsächlich notwendig wurde. Zum L Juni 1941 mußten
sämtliche kirchlichen Blätter aus kriegswirtschaftlichen Gründen ihr Erscheinen einstellen
.127 Trotz dieser Einschränkungen und der Tatsache, daß auch aus Freiburg
einige Pfarrer an der Front waren,128 unternahm man den Versuch, die kirchlichen
Gremien und Organe wieder arbeitsfähig zu machen. Allgemein herrschte Einigkeit
darüber, daß eine Ergänzung der kirchlichen Körperschaften wünschenswert sei. Allein
über die Art und Weise, wie diese Ergänzung zustande kommen sollte, gingen
die Vorstellungen auseinander.

Die Deutschen Christen verlangten eine Ergänzung auf der Basis der Mehrheitsverhältnisse
von 1933. Dagegen wandte Oberkirchenrat Friedrich mit Recht ein, daß das
heute nicht mehr gelten könne, da die „Deutschen Christen von heute etwas wesentlich
anderes als die damalige Gruppe für Positives Christentum und Deutsches Volkstum
" seien. Er schlug daher vor, die Ergänzung auf der Grundlage der „Kirchenbesucherzahlen
nach der Statistik für 1939 und 1940" vorzunehmen.129 Dieser
Vorschlag ist deshalb so interessant, weil er einen gewissen Einblick in die Mehrheitsverhältnisse
in den einzelnen Pfarrgemeinden selbst ermöglicht und weil er sei-

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