Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 277
(PDF, 38 MB)
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burgs insofern interessant, weil Zollmann hier von 1906 bis 1907 drei Semester bei Professor
v. Schulze-Gävernitz Rechts- und Staatswissenschaften studierte, in dieser Zeit seine spätere
Frau Maria Würtenberger (1888—1965) kennenlernte und insbesondere auch eine außeruniversitäre
Aktivität entfaltete. Er beteiligte sich als Übungsleiter an studentischen Unterrichtskursen
für Arbeiter und Arbeiterinnen, die in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften veranstaltet
wurden. Zollmann schloß sich dabei eng an den damaligen Arbeitersekretär Friedrich
Wilhelm Engler an (S, 42—44). Hier handelte es sich um einen wichtigen Versuch, der Arbeiterschaft
eine qualifizierte Weiterbildung zu vermitteln. In Freiburg erregten die Kurse seinerzeit
beträchtliches Aufsehen (vgl. Stadtarchiv Freiburg, C 3/353/7), zumal sich hier vordem
Ersten Weltkrieg ein Kreis von Anhängern der Reform-, Jugend- und Studentenbewegung zusammenfand
, der die gesellschaftliche Ordnung des Kaiserreiches kritisch betrachtete.

Heiko Haumann

Erinnern — Bedenken — Lernen. Das Schicksal von Juden, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen
zwischen Hochrhein und Bodensee in den Jahren 1933 bis 1945. Hg. von Alfred
G. Frei und Jens Runge (Hegau-Bibliothek 69). Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1990.
266 S., zahlreiche Abb.

Das Buch ist aus einer Veranstaltungsreihe anläßlich des 50. Jahrestages des Novemberpogroms
von 1938 hervorgegangen. In eindrucksvollen Untersuchungen — speziell zu Singen,
Konstanz und Gailingen —, persönlichen Erinnerungen und literarischen Verarbeitungen werden
Lebenswelt und Schicksal der Verfolgten im „Dritten Reich" lebendig. Viel bisher Unbekanntes
kommt dabei zum Vorschein. Anregend ist die abgedruckte Auseinandersetzung einiger
Autoren mit verschiedenen Formen des Erinnerns — von der geschichtlichen Aufarbeitung
über Literatur, Musik, bildende Kunst, Filme bis hin zur Rekonstruktion der Flucht eines Juden
in die Schweiz. Die Herausgeber verstehen Geschichte als „Kulturarbeit", damit sie Teil
des Eigenen, der Identität werde. Die bewußte, ständige, kritische Erinnerung vermag das
Selbstbewußtsein zu stärken und ist damit von hoher Bedeutung für das Handeln in der Gegenwart
. In diesem Sinne vermittelt der Sammelband, über die regionalgeschichtlichen Ergebnisse
hinaus, wichtige Anstöße. Heiko Haumann

Lotte Paepcke, Gesammelte Werke. (Bislang 3 Bände): Ein kleiner Händler, der mein Vater
war. — Unter einem fremden Stern („Ich wurde vergessen"), mit einem Nachwort „Über die
menschliche Würde und das Jude-sein" Gesammelte Gedichte. Mit Holzschnitten von Erich
HeckeL Elster-Verlag, Moos und Baden-Baden 1989. 109, 139 und 149 S.

„Hin zu uns" könnte man, einer Gedichtzeile Lotte Paepckes folgend (S. 130), ihr Gesamtwerk
überschreiben. Hier liegen 3 Bände vor, denen hoffentlich weitere folgen werden, die
auch das breite publizistische Wirken dokumentieren. Frau Paepcke schreibt, für uns alle bedeutsam
, in einer ganz persönlichen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte, mit
ihrer Existenz. Ihre beiden Romane muß jeder lesen, der etwas über das Leben der Juden in
unserem Jahrhundert zwischen Assimilation und Verfolgung sowie über Verhaltensweisen
ihnen gegenüber erfahren will: die Erinnerung an den Lederhändler Max Mayer in Freiburg,
der als zunächst hoch anerkannter Bürger und SPD-Abgeordneter im Gemeindeparlament
nach 1933 gedemütigt wurde und am Tag des Kriegsausbruchs 1939 gerade noch emigrieren
konnte; die Verarbeitung des eigenen Überlebens in der Zeit der Judenvernichtung, zuletzt
versteckt in einem Kloster in Stegen. In der Konfrontation mit der Geschichte reflektiert Lotte
Päepcke Themen, die auch für ihre Gedichte und für den ihrem autobiographischen Roman
als Nachwort beigefügten Brief an Jean Amery zentral sind und uns — ganz abgesehen von
der hohen literarischen Qualität der Werke — unmittelbar berühren. Es geht ihr um die Suche

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