Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 280
(PDF, 38 MB)
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Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



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konnte. Allerdings bleibt die Frage nach der repräsentativen Bedeutung Gaggenaus auch für
Südbaden offen.

Der Verfasser begründet Auswahl und Begrenzung auf die Region Südbaden mit deren Abgeschlossenheit
durch die geographische Randlage, den Besonderheiten der französischen Besatzungspolitik
sowie der raschen und fast geschlossenen Einheitlichkeit der militärischen In-
besitznahme durch die Franzosen innerhalb weniger Tage im April 1945; dies erlaube eine
grundsätzliche „Verallgemeinbarkeit" der gewonnenen Ergebnisse. Dabei geht es dem Autor
„nicht primär um das Besondere der Region, sondern um das Besondere des Jahres 1945".
Es wird deshalb auch weniger eine Regionalgeschichte von oben als vielmehr eine Beschreibung
von unten geboten. Diese Notwendigkeit ergibt sich jedoch auch schon aufgrund des fehlenden
Zuganges zum französischen Archiv für die Besatzungszeit. Gleichwohl beschäftigt
sich der Verfasser wiederholt mit der Institution der französischen Militärverwaltung und deren
Beziehungen mit den regionalen und kommunalen deutschen Einrichtungen. Ausgiebig
werden darüberhinaus die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Bewohner Südbadens dargestellt
— ebenso die Arbeit der kommunistischen Arbeiterbewegung; sie vermochte es nach
Ansicht des Verfassers damals nicht, eine reale Einschätzung der sozialen und politischen
Situation der deutschen Bevölkerung vorzunehmen, um sich dann mit ihrer politischen Arbeit
darauf angemessen einzustellen. Zu positiv werden denn auch Wirken und Einfluß der wenigen
„Antifa-G nippen" für Südbaden dargestellt; widersprüchlich ist die Bewertung der politischen
Arbeit der KPD, der offensichtlich die Sympathie des Autors gilt und deren fehlenden
Radikalität er kritisiert. Allerdings muß man dabei auch den Startnachteil der bis 1945 verbotenen
und verfolgten Arbeiterparteien beachten. Gelegentlich wirkt die Position des Autors
und seine besondere Argumentation ausgesprochen störend, soz.B., wenn er die „Wiederbe-
waffner der 50er, 60er, 70er und 80er Jahre" im Zusammenhang mit 1945 kritisiert: Hier wird
nicht klar, wie die Verbindung herzustellen ist.

Anhand der „normalen" Entwicklung in Südbaden beschreibt Müller detailliert die Bevölkerungsstruktur
sowie die industriellen und konfessionellen Gegebenheiten der Region; ausführlich
wird auch das Kriegsende als „Befreiung" in verschiedenen südbadischen Städten wie
Lahr, Singen, Radolfzell und Freiburg dargestellt. Für Freiburg enthält der Bericht jedoch
einige falsche Angaben; neuere Literatur wurde dafür nicht mehr herangezogen. Gleichsam
als spezieller Exkurs zur wirtschaftlichen Gestaltung in Südbaden nach 1945 ist die in dieser
Region unterbliebene Bodenreform skizziert. Im Rahmen der nur sehr verhalten durchgeführten
Entnazifizierung werden einige Widerstands- und Antife-Gnippen als singuläre, aber erfolglose
Gegenströmungen nach dem April 1945 vorgestellt. Leider bricht die Darstellung abrupt
ohne zusammenfassende Schlußbetrachtung ab, zumal der Autor sein Fazit bereits in der
Einleitung als Ausgangsposition vorweggenommen hat. Für eine historische Studie ist dies ein
sehr ungewöhnliches Verfahren, so daß die Arbeit nicht durchweg überzeugen kann und einen
zwiespältigen Eindruck hinterläßt, auch wenn der Kern der Aussage, daß nämlich die politische
Entwicklung nach 1945 von einer kontinuitätsbedingten Zwangsläufigkeit bestimmt
wurde, deutlich hervortritt, Gerd R. Ueberschär

Paul-Ludwig Weinacht (Hg.), Gelb-rot-gelbe Regierungsjahre. Badische Politik nach 1945.
Gedenkschrift zum 100. Geburtstag Leo Wohlebs (1888-1955). Hg. in Verbindung mit Karl
S< Bader, Franz Büchner, Hans Maier, Theodor Maunz, Norbert Nothhelfer und Otto B. Roe-
gele. regio Verlag Glock und Lutz, Sigmaringendorf 1988. 418 S.

„Der Wille der badischen Bevölkerung ist durch die Besonderheit der politisch-geschichtlichen
Entwicklung überspielt worden." Wie ein roter Faden zieht sich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts
vom 30, Mai 1956 durch den Band, in dem Zeitzeugen und Wissenschaftler
in 21 Beiträgen ein anschauliches, differenziertes Bild vom ersten Jahrzehnt deutscher

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