Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 15
(PDF, 29 MB)
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kers, der von 955 bis 976 und nach zeitweiligem Amtsentzug noch einmal von 985
bis 995 Herzog von Bayern war.45

Indem wir die naheliegende Frage stellen, wie die Verbindung eines Herzogs von
Bayern mit Breisach zu erklären ist, kommen wir unversehens zu einem zweiten
hochwichtigen Datum in der Geschichte Breisachs im 10. Jahrhundert, ein Datum,
das zugleich die Geschichte von Königtum und Reich auf stärkste berührt. Wir hören
nämlich, um mit dem Faktum zu beginnen, aus einem Brief Erzbischof Adalberos
von Reims an Bischof Notger von Lüttich, daß am L Februar 984 in Breisach ein
Treffen zwischen dem westfränkischen König Lothar und seinem mitregierenden
Sohn Ludwig V. einerseits und Herzog Heinrich dem Zänker andererseits stattfinden
sollte,46 Wie ist diese knappe Mitteilung zu verstehen? Zunächst registrieren wir die
Ähnlichkeit mit der Situation von 939: Wieder ging es um die Anwesenheit eines
westfränkischen Königs in Breisach. Was war der Hintergrund der für 984 geplanten
Zusammenkunft zwischen den westfränkischen Königen und dem bayerischen Herzog
Heinrich?

Beginnen wir mit der Person Heinrichs des Zänkers: Dieser war damals alles andere
als ein auf Bayern beschränkter Amtswalter des Königs. Als Sohn von Ottos des
Großen Bruder Heinrich gehörte er zum Königshaus, von dessen Turbulenzen in den
Anlangen der Regierungszeit Ottos des Großen bereits im Zusammenhang mit Breisach
die Rede war.47 Wie der Vater des Zänkers 941 noch unter Ausnutzung der
Schwächung Ottos I. von 939 versucht hatte, seinen Bruder des Königtums zu berauben
.48 so verschwor sich der Zänker nach Ottos 1. Tod 974 gegen dessen Nachfolger
Otto IL, welcher ein Vetter dieses zweiten Heinrich war.49 Dies war der Grund,
weshalb Heinrich 976 als Herzog von Bayern abgesetzt wurde und an seiner Stelle
Otto, ein Enkel Ottos L, trat, der bereits seit 973 das Herzogtum Schwaben verwaltete
.50

Eine solche Kränkung konnte Heinrich der Zänker nicht leicht hinnehmen, und so
rebellierte er bei der nächsten Gelegenheit — sie bot sich Ende 983 nach dem frühen
Tod Kaiser Ottos IL in Italien — erneut gegen die ottonische Dynastie, verkörpert
durch den damals dreijährigen Otto III,, dieses Mal mit dem Ziel, die Königswürde
zu erlangen.51 Dabei kam Heinrich zugute, daß die Nachfolge Ottos III. unter den
Fürsten des Reiches offenbar nicht unstrittig war.52 Nachdem er als nächster männlicher
Verwandter den am Weihnachtstag 983 in Aachen zum König gekrönten kleinen
Otto III. in seine Obhut, man könnte auch sagen: in seine Gewalt gebracht hatte,
versuchte er, für seine Königspläne Unterstützung beim westfränkischen König Lothar
zu finden.53 Wir sehen, in welches Spiel Breisach im Frühjahr 984 hineingeriet
bzw. geraten sollte. Denn das offenbar zu Jahresbeginn durch Botenaustausch zwischen
den beiden Seiten vereinbarte Treffen kam nicht zustande. Hierüber teilt uns
der gut unterrichtete Geschichtsschreiber Richer von Reims54 einige aufschlußreiche
Details mit: Heinrich der Zänker habe sich in seinem Streben nach Krone und Szepter
den westfränkischen König Lothar zum Bundesgenossen und Freund {sotius et
amicus) zu machen versucht.55 Das konnte ihm aber offenbar nur dadurch gelingen,
daß er dem Partner dafür auch eine Gegenleistung anbot. Sie bestand in der Abtretung
der Belgica, d. h. Lothringens, also des alten Zankapfels zwischen den beiden
Reichen, an den westfränkischen König. Lothar und sein Sohn Ludwig V. dürften

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