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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 16
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daran größtes Interesse gehabt haben, denn den beiden karolingischen Königen blies
damals der Wind ins Gesicht, betrieb doch der mächtige Adlige Hugo Capet, Herzog
von Franzien und über seine Mutter Hadwig Neffe Ottos des Großen, eine eigenständige
, mitunter an die ottonischen Könige angelehnte Politik mit dem Ziel, den immer
schwächer werdenden westfränkischen Karolingern das Königtum abzunehmen, was
ihm 987 schließlich auch gelang.56

Während nun die Könige Lothar und Ludwig verabredungsgemäß nach Breisach
kamen, sah Heinrich von einem Zusammentreffen ab. Der Grund ist nach Richer von
Reims darin zu suchen, daß er fürchtete, vor den Fürsten des Deutschen Reiches in
den Verdacht zu geraten, daß er, falls er gerade hier mit Lothar zusammenkomme,
ihn damit gleichsam in das Reich (oder in die Königsherrschaft) aufnehmen wolle
(acsi eum in regnum recipere vellet). Diesen Verdacht, der angesichts der Absprache
über Lothringen keineswegs unbegründet war, wollte Heinrich offenbar nicht schüren
— und kam deshalb nicht nach Breisach, so daß Lothar nach den Worten Richers
illusus, verspottet durch den Wortbruch der Gegenseite, den Rückzug antreten
mußte.57 Dieser Rückzug glich aber wohl eher einem Spießrutenlaufen: Nicht nur
daß die Lothringer ihn und sein Heer bedrängten und damit zum Ausdruck brachten,
wie wenig sie von einer westfränkischen Herrschaft über ihr Land hielten; auch der
amtierende Herzog Konrad von Schwaben, treuer Anhänger Ottos III,, trug offenbar
zur schnellen Rückkehr Lothars bei. Statt auf den erwarteten Herzog Heinrich den
Zänker traf König Lothar also auf den schwäbischen Herzog Konrad.58

Ziehen wir eine kurze.Zwischenbilanz: Wie 939, als Breisach gleichsam weithin
sichtbares Zeichen der Herrschaft über das Elsaß war, sollte dieser Ort auch 984
offenbar dazu dienen, in einer nicht minder heiklen Situation Zeichen zu setzen. Dieses
Mal war geplant, hier wohl in bewußtem Rückgriff59 auf 939 und auf die dama
lige Ambivalenz der Lage die durch die Abtretung Lothringens zu vergeltende amici-
tia König Lothars und des Thronaspiranten Heinrich in der persönlichen Begegnung
beider zu besiegeln. Daß Breisach damals — anders als 938/39 — auch aus westfränkischer
Sicht unstrittig zum Reich gehörte, bezeugt im übrigen eine bislang nicht gewürdigte
Formulierung in dem Brief Erzbischof Adalberos von Reims an Bischof
Notger von Lüttich.60 Er schreibt zu Beginn des Jahres 984 von dem geplanten Treffen
in Breisach: Jetzt suchten die reges Francorum, also Lothar und sein Sohn Ludwig
, heimlich germanum Brisaca Rheni litoris auf, und der zum „Staatsfeind" (rei
publicae hostis) erklärte Heinrich eile ihnen zum L Februar entgegen, Germanum
Brisaca — das ,deutscheÄ Breisach. Hier wird ganz klar zum Ausdruck gebracht, daß
der Weg nach Breisach ein Weg in das Imperium bedeutet hätte, der, wenn wir Richer
folgen dürfen, konsequenzenreich gewesen wäre.

Nachdem wir die Absichten der westfränkischen Könige und Heinrichs des Zänkers
im Hinblick auf Breisach 984 beleuchtet haben, bleibt nun noch zu klären, was
den bayerischen Herzog Heinrich den Zänker mit Breisach verband. Wurde Breisach
984 nur deswegen als Treffpunkt ausgesucht, weil der Ort des öfteren ein „Refugium
für Rebellen im frühen Mittelalter" war?61 In diese Richtung, nämlich als latibulum
Semper Deo regique rebellantium, als Schlupfwinkel für Empörer gegen Gott und
den König, charakterisiert Adalbert von Magdeburg in den 60er Jahren des
10. Jahrhunderts den Ort Breisach, als er zum Jahre 953 davon berichtet, daß hierein

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