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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 19
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gleich amüsante Rolle. Der sächsische Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg
berichtet uns nämlich, daß Breisach, eine civitas munitissima, damals im Sommer
1002, als Heinrich zwar schon zum König gewählt worden war, aber Hermann von
Schwaben immer noch gegen ihn stand, in Händen zweier Parteigänger Heinrichs,
der Bischöfe Werner von Straßburg und Adalbero von Basel, war.74 Dies fügt sich
aufs beste zu der früheren Beobachtung: In Breisach hatte um das Jahr 1000 der
Bayernherzog das Sagen, nicht der Schwabenherzog Hermann als Stellvertreter der
Königsgewalt. Heinrich konnte die bekanntlich nicht gerade leicht einzunehmende
Feste durch seine Anhänger kontrollieren lassen.75

Aber dann passierte folgendes: Die milites, die Kriegsleute der beiden Bischöfe,
ritten täglich aus, um Futter für die Pferde zu besorgen. Dies hatten die Freunde des
Schwabenherzogs behutsam beobachtet und ersannen eine List: Als die Furagiere
einmal für gewisse Zeit sich von der Burg entfernt hatten, erschienen die Herzoglichen
in ähnlicher Kleidung und mit beladenen Rossen singend vor der Burg. Der Plan
gelang: Die Wachen ließen sie als ihre Freunde herein. Da warfen sie ihre Lasten
weg, unter denen vermutlich zusätzlich Waffen versteckt waren, gaben sich mit lautem
Gebrüll als Feinde zu erkennen und plünderten alles auf der Burg; nur mit Mühe
konnten die beiden Bischöfe entweichen. Lediglich mit einer List also war damals
die Breisacher Burg zu erobern.76

Gleichwohl blieb dieser herzogliche Zugriff auf Breisach ein Zwischenspiel. Denn
König Heinrich II. konnte seine Herrschaft im deutschen Südwesten Zug um Zug
festigen und gewährte im Rahmen dieser Politik dem Basler Bischof Adalbero umfangreiche
Besitzpositionen und Rechte im Breisgau, einem Gebiet, das gar nicht in
seiner Diözese lag.77 Zu den neuen Basler Stützpunkten hat allem Anschein nach
auch Breisach gezählt; im 12. Jahrhundert erscheinen jedenfalls der Hof und die Kirche
Breisach ebenso wie der Eckartsberg im Besitz der Basler Bischofskirche.78 Damals
begann ein neuer Abschnitt der Breisacher Geschichte,79 geprägt von der seit
1185 geltenden Doppelherrschaft des Basler Bischofs und König Heinrichs VI. über
die inzwischen städtisch gewordene Siedlung,80 geprägt weiterhin von der zeitweiligen
Herrschaft des letzten Zähringerherzogs Berthold V.,81 nach deren Ende im
Jahre 1218 wieder der König und Basler Bischof, später allein das Reich bzw. die
Pfandherren Österreich und Burgund die Geschichte Breisachs prägten, die hier aber
nicht mehr Thema sein soll.

Gegenstand der vorausgehenden Ausführungen waren vielmehr die Geschichte und
die Funktion des Ortes in vorstädtischer Zeit, im 10. Jahrhundert, dessen Uberlieferung
erstaunlich viel und Interessantes über Breisach zu berichten weiß, über seine
Grenzlage im mittelalterlichen Reich an seinem westlichen Rand, der keineswegs
durchgehend gesicherter und unstrittiger Bestandteil des Ganzen war. Diese Grenzlage
ließ Breisach zu einem nicht unwichtigen Ort in der grenzüberschreitenden Politik
der Zeit werden. Doch nicht weniger bedeutungsvoll war Breisachs Funktion für
den König und für den schwäbischen Herzog, neben dem auch der bayerische Herzog
seinen Part in spannungsvollem Gegenüber spielte.

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