Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 38
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0040
ferwille, sondern auch eine ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit ist auszumachen, indem
sie ihre Kredite als lukrative Geldanlage einsetzten. Mußten sich einheimische Kreditgeber
oft mit niedrigeren Zinssätzen als auswärtige zufriedengeben, so sah die
Sache in Freiburg ganz anders aus. Der Durchschnittszinssatz der Wiederkaufsrenten
von Freiburger Herren und Patriziern betrug stolze 7,49 %; Zunftangehörige mußten
sich mit 7,07 % begnügen. Von den auswärtigen Kreditgebern vermochte nur das
kapitalkräftige Basel einen höheren Satz durchzusetzen (8,21 %), die anderen Städte
mußten sich mit deutlich niedrigeren Durchschnittszinssätzen zufrieden geben: Straßburg
7,36 %, Villingen 6,62 % und Neuenburg 6,55 %.

Die Kreditgeber aus den Zünften nehmen nicht nur einen deutlich schwächeren
Anteil ein (28,4 %), auch die durchschnittliche Kreditsumme ist mit 714,9 fl. erheblich
niedriger als die der Adligen/Patrizier mit 929,1 fl. Auch hier fallen führende
Zunftvertreter ins Auge: Walther von Staufen (Kürschner); der reiche Claus von Biengen
aus der Tucherzunft, der mit 3 Krediten vertreten ist; Claus Rohart, der Wechsler
(Bäckerzunft) und Fritschi Schröter aus Münster (Schneiderzunft), um die wichtigsten
zu nennen. Auffällig ist aber das Fehlen einiger reicher Zünftiger. So war der
reiche Gewi Messerer, dessen Kreditgeschäfte sich auf Freiburg, den Schwarzwald
und bis Schaffhausen erstreckten, unter den städtischen Gläubigern nicht vertreten,
obwohl er vor 1389 der Stadt Schaffhausen 100 M.S. geliehen hatte. Auch andere reiche
Zünftige hielten sich gegenüber der Stadt als Kreditgeber spürbar zurück. Ebenso
zurückhaltend blieben Geistliche und Klöster. Hier handelte es sich meist um private
Anlagen von Geistlichen; das Kloster St. Agnes hatte 1365 die bescheidene Summe
von 20 M.S. angelegt. Dieser Personenkreis sollte dann im 15. Jahrhundert stärker
ins städtische Kreditgeschäft einsteigen.

In einer Instruktion an ihre Gesandten, die mit Herzog Albrecht von Osterreich verhandeln
sollten, legte Freiburg ausführlich seine schwierige wirtschaftliche Lage und
drückende Schuldenlast dar.46 So müsse es jährlich bei 12 000 fl, Gesamtausgaben
9000 fl. für Zinszahlungen aufbringen; das belaste sie aber schwer, weil die Einkünfte
, aus denen die Zinsen bezahlt würden, durch Kriegsereignisse ausgefallen und
zudem durch den Rückgang der Steuerzahler und wegen anderer wirtschaftlicher
Rückschläge geschrumpft seien. Zudem nennt die Quelle den ungefähren Schuldenstand
der Stadt: 180000 fl. Auch wenn wir berücksichtigen, daß das Jammern über
die schlechte Haushaltslage zum kommunalpolitischen Handwerk gehört, so zeigt ein
Blick ins Zinsbuch von 1445, daß diese Zahl eher leicht untertrieben ist.47

Diese Angaben lassen uns stutzen! Wie wir oben gesehen haben, hatte die Stadt
in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch zahlreiche Rentenkonversionen und
Zinsreduktionen die Zinslast ihrer hochverzinslichen Kredite gemildert, doch die erhoffte
Entlastung war nicht eingetreten, Anstatt die drückende Schuldenlast langsam
abzubauen, hatte man im Gegenteil den Schuldenberg nochmals kräftig erhöhen müs»
sen> und inzwischen hatte die Stadt Mühe, die laufenden Zinsen zu zahlen.48

In der Haushaltspolitik der mittelalterlichen Städte war es üblich, hohe außerordentliche
Aufwendungen durch Kreditaufnahme vorzufinanzieren; erst in einem
zweiten Schritt geschah die Ablösung, indem neue Steuern aufgelegt wurden. In Frei-

38


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0040