Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 40
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0042
Guldenkurs noch höher steigen werde. Dann wird dargelegt, daß

„welcher zu denselben zeiten thausend Gulden auffgenommen hat zu zeinsen,
das derselb yetzund by XIII c Guldin geben muß wil er ablösen, der Verlust ist
mergelich. Der so hundert Guldin gezeinset hat, muß yetz fünffimdzwaintzig und
hundert geben. Nun ist war, unsern gnodigen Herren, den Fürsten, Herren und
Stetten vallend ir Nutzung vohl in [..] Pfenningen, si müssent aber bey Guldin
aushingeben. Davon erwachsset der obgeschriben Verlust. Der werbend Man
mag sein Hanttierung und Gewerb nit vollenbringen, angesehen das der zurey-
senden Müntzen so vil ist, das er Gold nit überkomen mag. ... So aber der wer-
bent Man muss Gold haben sein Gewerb (zu) triben, muß er dasselb so hoch und
tewr nemen, das der gemain Man, der söllich Pfennwert von im haben und ne-
men muß, schwaerlich des entgelten wirt. Der arm Pawman der anders nit dann
Korn und Wein hat, der mag aus dem Seinen nüt bringen, darum das der Gulden
so hoch stet".

Der Quellenauszug berührt ein Grundproblem Freiburger Finanzpolitik. Der Anstieg
des Guldenkurses gegenüber Plappert und Pfennig um 30 % erfordert bei der
Ablösung der auf Gulden lautenden Kredite in laufender Silberwährung einen entsprechenden
Mehraufwand von 30 %. Gulden waren aufgrund ihres steigenden Kurses
knapp geworden; außerdem erfolgten die städtischen Einnahmen überwiegend in
Pfennigen und Plapperten. Um dafür Gulden zu erhalten, mußte aber die Stadt erhebliche
Mehrkosten in Kauf nehmen. So ist es verständlich, daß Freiburg wenig Neigung
zeigte, diese Kredite abzulösen.

Noch schwieriger war die Lage bei den auf Mark Silber lautenden Kreditverträgen.
Die Mark Feinsilber wurde 1377 zu 732 d. ausgeprägt; im Jahre 1425 wurden bereits
30,6 % mehr Pfennige ausgemünzt, und im Jahre 1480, als nunmehr 1171 d. ausgeprägt
wurden, erreichte die Geldentwertung bereits 59,97 %.60 Unter diesen Umständen
mußte die Ablösung der auf Mark Silber lautenden Verträge in einem finanziellen
Fiasko enden. Die Bezahlung in Gulden war nicht nur wegen des hohen
Guldenkurses wenig sinnvoll, auch das Wertverhältnis zwischen Mark Silber und
Gulden hatte sich durch das Ansteigen des Silberpreises im 15. Jahrhundert zuungunsten
des Gulden verschoben.

Die Stadt versuchte nunmehr zwei Lösungswege. Zuerst begann man ab 1424 immer
häufiger neue Kreditaufnahmen in Mischwährung abzuschließen: das Kapital
wurde in Gulden gerechnet, während die Zinszahlungen in Pfundwährung erfolgen
sollten.61 Ab 1436 wurden diese Verträge wieder seltener, denn die Gläubiger scheinen
aus naheliegenden Gründen die Guldenwährung vorgezogen zu haben. Der
zweite Vorstoß erfolgte erst gegen Ende des Jahrhunderts und kann nur noch angedeutet
werden.62 Gestützt auf ein königliches Privileg Maximilians und abgesichert
durch Rechtsgutachten, legte Freiburg fest, daß die auf Mark Silber lautenden Verträge
„mit lauffiger gennger münnß" gelöst würden. Dabei zahlte die Stadt aber nicht
den gültigen Gegenwert von über 4 lb. pro Mark Silber, sondern sie legte einen Wert
von nur 3 lb. zugrunde. Das war exakt der Wert gewesen, wie er am Ende des 14.
Jahrhunderts in Schuldverträgen vereinbart wurde. Für den Gläubiger bedeutete das
einen Verlust von 25 %, doch die bisherige lange Zinszahlung mag ihn für diesen Verlust
etwas entschädigt haben. Die Stadt aber nutzte die Gelegenheit, in den Jahren

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