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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 60
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über ein „zähringisches Königtum" zu etablieren. Die Auftragsarbeit Karl Friedrichs
an den aus Sulzburg stammenden Straßburger Universitätsprofessor Johann Daniel
Schöpflin („Historia Zaringo-Badensis", 7 Bände, 1763—66) hatte dem Karlsruher
Regenten u. a, die zähringische Abstammung als recht brauchbare Argumentationshilfe
an die Hand gegeben; seit 1806 fügte der Kurfürst seiner langen Titelserie den
„Herzog von Zähringen" bei — auf Betreiben Reitzensteins, der eben, mit gutem Gespür
, keinen „König von Baden" haben wollte („un titre qui nous exposera ä la risee
de toute Europe, quelle pitie!"), sondern der von einem „zähringischen Königtum"
träumte, das mit dem Erwerb der vormals bekanntlich von den Zähringern teilweise
beherrschten Schweiz verbunden sein sollte,7

1814 schien sich noch einmal manches wenden zu können, auch für die ehemaligen
Vörderösterreicher. So setzte auch Xaver Stein als Stadtrat im Mai 1814 seine Unterschrift
unter einen Brief, in dem erwartungsvoll die Dankbarkeit Freiburgs für den
letzten kaiserlichen Besuch (am Jahreswechsel 1813/14) verbunden wurde mit der
großen Hoffnung, er möge bald wieder in den Breisgau kommen.8 Die Münze, die
in Freiburg 1814 bereits — allzu voreilig — geprägt wurde »Zum Andenken der Wie-
dervereinigung des Breisgaus mit Osterreich" („Unsere Wünsche sind erfüllt!") ist
ein Zeitzeuge ganz seltener Art»9 Solche Kundgebungen der Verbundenheit und
Treue mit Wien mußten in Karlsruhe fast zwangsläufig für Irritationen sorgen,

Der junge Ferdinand Stein hat sich ganz offensichtlich in jenen aufregenden Zeiten
auch ganz auf die Seite der Habsburgfreunde gestellt. Dies geht deutlich hervor aus
seiner Korrespondenz mit seinem alten Klassenkameraden, seinem besten Freund
Heinrich Schreiber (1793—1872),10, dem späteren Freiburger Stadthistoriker. Aus
der Vielzahl der erstaunlichen, zeitgeschichtlichen Materialien, die er ihm besorgte,
fällt wohl doch dieser Text auf, der damals in Freiburg kursierte:11

„Vaterunser eines Freiburgers:

Vater unser, der Du bist in der großen Stadt an der Wien.
In unserm Herzen lebt Dein geheiligter Name.
Nimm uns wieder auf in Dein Reich,

Dein Wille geschehe an den Ufern des Rheins wie an jenen der Donau.
Gib unserm täglichen Flehen Gehör»

Vergib unsere Ungeduld, lange genug seufzten wir unter den Peinigern.
Und täusche uns nicht mit leeren Hoffnungen, sondern erlöse uns von der badischen
Regierung. Amen!"

Studium an der Universität Freiburg

Seit 1773 war mit der Schulreform Maria Theresias12 und der Einführung von
„Normal-, Haupt- und Trivialschulen" die wachsende Bedeutung schulischer Bildung
für den Staat wie für den individuellen sozialen Aufstieg auch in den vorderösterreichischen
Landen bewußt geworden: „,., damit alle Kinder ohne Ausnahme
im Lesen, Schreiben und Rechnen, dann in den Pflichten der Religion und des bürgerlichen
Lebens gehörig unterrichtet werden." Im säkularisierten Wohlföhrtsstaat,
wie ihn Joseph IL verwirklichen wollte, gab es Aufstiegschancen für begabte und leistungsfähige
junge Menschen aus allen Schichten der habsburgischen Monarchie.

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