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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 88
(PDF, 29 MB)
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Nachdem Langsdorff 1861 nach Mannheim zurückgekehrt war, nahm er 1862, also
als Vierzigjähriger, an dem nach Jahren des Verbotes erstmals wieder stattfindenden
Turnfest teil. Diese aktive Verbundenheit blieb bis zu seinem Tod 1921 bestehen, und
die Turner verstanden es, ihm ihre Dankbarkeit zu bekunden. Dieses ehrende Andenken
besteht bis heute fort; im Freiburger Turnverein wurde zum Beispiel vor einigen
Jahren ein Raum im Clubhaus nach Georg von Langsdorff benannt«

Zahnheilkuride

Langsdorffs Verdienste um theoretisch-wissenschaftliche Aspekte in der Zahnheilkunde
, sein engagierter Kampf für eine angemessene und politisch aktive Standesvertretung
und nicht zuletzt seine Gabe, praxisbezogene Dinge als Demonstrator und
Lehrer für Kollegen gewinnbringend zu vermitteln, machten ihn zu einer bedeutenden
Gestalt in dem jungen Fach Zahnmedizin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
in Deutschland.20 Hervorzuheben sind seine großen Bemühungen um die konservierende
Zahnheilkunde, wurde damals doch die Notwendigkeit für dieses
Teilgebiet längst noch nicht von allen gesehen« In den beiden Fachzeitschriften „Der
Zahnarzt" und „Deutsche Vierteljahresschrift für Zahnheilkunde" veröffentlichte
Langsdorff in der Zeit von 1866 bis 1884 insgesamt 43 Artikel, die sich mit der für
ihn so bedeutsamen Zahnerhaltung beschäftigten. Einigen Themen wandte er sich
immer wieder zu; zum Beispiel dem Gold als Füllungsmaterial, seinen werkstoffkundlichen
Aspekten, seiner Verarbeitbarkeit, Alternativen zu dem teuren Material.
Ein anderes favorisiertes Thema war die Zahnpulpa und deren medikamentöse Behandlung
in den einzelnen Affektionstadien, aber auch ihr „normaler" Schutz. Insgesamt
aber stand er den Bemühungen, die Pulpa bei kariösen Zähnen vital zu erhalten,
skeptisch gegenüber. So wurde sein Interesse auf die Ernährung der Zähne durch
künstliche Mittel gelenkt. Langsdorff hielt 1875 auf der Jahresversammlung des Centrai
-Vereins einen weitsichtigen Vortrag zu diesem Thema; er erschien im Oktober
des gleichen Jahres als gedruckter zehnseitiger Artikel in der Fachpresse. Darin beschäftigte
er sich mit der Wirkung von phosphorsauren Kalkpräparaten und stellte
Fluor-Pastillen zur Diskussion, die ein Apotheker namens Erhardt aus Emmendingen
bei Freiburg zur Stärkung des Zahnschmelzes entwickelt hatte. Zwar bezweifelte
Langsdorff die angepriesene Wirkung mit dem Hinweis, daß sich nach dem derzeitigen
Stand der Forschung das Email aus einem eigenen Emailorgan bilde und nicht
von der Pulpa aus durch die Fibrillen der Dentinkanälchen ernährt werde, aber er
war durch die Tierversuche mit ihren unleugbaren Resultaten so beeindruckt, daß er
den Hörern und Lesern dringend empfahl, eigene, sorgföltige Untersuchungen anzustellen
. Sei die Ablagerung von Fluor auf den Zähnen doch immerhin denkbar.21
Hundert Jahre später sind Zahnpasten ohne diesen Zusatz undenkbar.

Daß Langsdorff weiter zu blicken vermochte als etliche seiner Kollegen, bewies
er unter anderem auch darin, daß er der Kieferorthopädie22 einen über ästhetische
Belange gehenden Stellenwert einräumte und die Herstellung eines funktionellen
Gleichgewichts in der Mundhöhle anstrebte. Mit seiner 1863 erschienenen Schrift
„Praktische Anweisung für die Regulierung der Zähne" war er einer der ersten, die
im deutschsprachigen Raum ein Kieferorthopädielehrbuch verfaßten. Das Material

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