Freiburger historische Bestände - digital

Verstorbener aufzudecken und diesem in Seancen durch Medien Hinweise auf Läuterung
zu geben. Das sollte beiden auf dem Weg zur Vollkommenheit nützlich sein.
Schlechte Handlungen seien zu unterdrücken, schmutzige Redensarten zu unterlas™
sen, unreine Gedanken müßten verscheucht werden. Bei einer kontinuierlichen Verbesserung
der irdischen Zustände sah Langsdorff ein goldenes Zeitalter heraufdämmern
: ohne Kriege, Strafanstalten und Schutzzölle. Er sah bereits einen allgemeinen
Ausgleich zwischen Not und Uberfluß, zwischen hilfloser Armut und demoralisierendem
Reichtum, Nur Talente würden anerkannt, ohne Unterschied von Besitzstand
, Abstammung, Rasse oder Glaubensanschauung. In eben Gesagtem steckt ein
starkes sozialrevolutionäres Potential; es erinnert an Langsdorffs Engagement vor und
während der Badischen Revolution, wo zum Teil um ähnliches gefochten wurde. Für
Langsdorff war der Spiritismus eine fortentwickelte, Beweise liefernde Pseudoreli-
gion, mit einschließend ein weltanschauliches Bekenntnis, was seine Verbreitung und
Akzeptanz, im Gegensatz zum Christentum, erheblich erleichtere.

Zwanzig Jahre nach seinen ersten Kontakten mit spiritualistischen Kreisen begann
Langsdorff der Sache durch eine enorm rege schriftstellerische Tätigkeit zu dienen.
In folgenden Zeitschriften veröffentlichte er ungefähr 800 Beiträge:

„Spiritualistische Blätter": 1883—1891

„Neue Spiritualistische Blätter": 1883—1898

„Psychische Studien": 1879—1883, 1899, 1902, 1903

„Zeitschrift für Spiritismus": 1897—1914

„Zeitschrift für Seelenleben": 1915—1917
Hinzu kommen seine knapp zwanzig Buchveröffentlichungen; sein „Wegweiser für
das Magnetisiren und Massage" war die erfolgreichste und erlebte sechs Auflagen.
Die Schrift „Wie kann ich ein Medium werden" wurde in die lettische Sprache übertragen
. A. J. Davis, ein in USA führender Theoretiker des Spiritismus, fand in Langsdorff
einen Übersetzer seiner Werke ins deutsche. Nicht unerwähnt soll jedoch bleiben
, daß es zweifelhaft ist, ob Georg von Langsdorff selbst über mediale Anlagen
verfügte.

Betrachtet man das fast hundert Jahre währende ungewöhnliche Leben Georg von
Langsdorffs, so fallt insbesondere sein unermüdlicher Tatendrang auf und sein außerordentliches
Engagement auf ganz verschiedenen Gebieten. So sein Einsatz für die
Sache des Turnens, in der ihm die gesellschaftliche und politische Programmatik
Verpflichtung und Uberzeugung zugleich war: Gemeinschaftlichkeit, Gleichheit und
vaterländische Gesinnung. Unter Gleichen gemeinsam dem Vaterland dienen, diesen
Weg ging er überzeugt während der Badischen Revolution. Sein Interesse galt aber
auch physiologischen Bewegungsabläufen, und mit anderen zusammen erstellte er für
die Freiburger Turner ein Ubungsbüchlein.

Einen Weg konsequent zu Ende gehen, diese charakterliche Grundeigenschaft
Langsdorffs zeigt sich besonders gut in seinen großen Bemühungen um die Zahnheilkunde
; sämtliche sich bietende Möglichkeiten hat er intensiv genutzt, um die
von ihm als richtig und wichtig erkannte Sache nach vorne zu bringen. Seine hohe
Einsatzbereitschaft bezog sich hierbei nicht nur auf Zeit und Kraft, sondern auch
auf eigene, finanzielle Mittel. Ahnliches gilt für ein weiteres Ziel, der Schaffung
einer Kneipp'schen Heilanstalt: nach Studium der theoretischen Grundlagen ließ er

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