Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 129
(PDF, 29 MB)
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Zur Biographie von Dr. Otto Winterer (1846—1915)

Von

Renate Liessem-Breinlinger

„Wir haben zu diesem Mann ein Vertrauen gehabt, wie es wohl selten zu finden ist,
wir sind seiner Führung rückhaltlos gefolgt und haben wohl daran getan!"1 Diese
Worte widmete der Obmann des Konstanzer Bürgerausschusses im Dreikaiserjahr
1888 dem scheidenden Oberbürgermeister Dr. Otto Winterer, als dieser vom Konstanzer
ins Freiburger Rathaus überwechselte. Die Formulierung weckt die Vorstellung
einer Gestalt im weißen Haar. Winterer war damals aber erst 42 Jahre alt. Sein Amt
in Konstanz hatte er als 31jähriger angetreten und elf Jahre lang mit Schwung und Erfolg
ausgeübt. Nun wurde ihm die Kandidatur in Freiburg angetragen. Er war allen
Parteien willkommen und wurde vom Bürgerausschuß am 24. Mai einstimmig gewählt
. Bürgermeister Dr. Emil Thoma, der 1913 sein Nachfolger werden sollte, verzichtete
nach anfanglichem Interesse auf eine Gegenkandidatur. Winterer hatte einen
guten Start, er stand von Anfang an glaubhaft über den Parteien, obwohl er Liberaler
war wie die meisten Zeit- und Weggenossen, die in der großherzoglich badischen
Verwaltung Verantwortung trugen. Das Spannungsverhältnis zwischen Parteiinteressen
und Gesamtwohl sprach er in seiner Antrittsrede an, wohlformuliert, aber nicht
in der damals gebräuchlich überkünstelten Weise, sondern so natürlich und ausdrucksstark
, daß Dr. Eugen Keidel 1962 nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister
auf das Zitat zurückgriff: „So gehöre auch ich, wie sie alle wissen, einer politischen
Richtung an ..."2

Zweiter Gründer der Stadt

Winterers Amtszeit währte auf den Tag 25 Jahre. Sie wurde zur Legende, voller Ach-
tung „Ära Winterer" genannt, der markante OB als der „zweite Gründer" der Stadt
gefeiert; denn er hat vieles verdoppelt, Einwohner- und Häuserzahl zum Beispiel,
und fast alles gemehrt, gestaltet und verschönert. Er schaffte es, Freiburg mit attraktiven
Titeln auszustaffieren und werbend ins Gespräch zu bringen: gepflegte Fremden-
und Pensionärsstadt, kulturell hochstehende Universitäts- und Garnisonsstadt, Industriestandort
mit Fabriken, die das Bild „nicht verschandeln". Um den Ruf der Freiburger
Universität aufzuwerten, befürwortete er große städtische Investitionen, insbesondere
für den Neubau des Kollegiengebäudes, das 1911 eingeweiht wurde.
Winterer wirkte auf eine Veränderung des bis dahin altertümlich-biederen Stadtbildes
hin und förderte eine bürgerlich-repräsentative Gestaltung mit gesteigerten Ansprüchen
an die Qualität der Bausubstanz, gerade auch bei öffentlichen Gebäuden. Der
Wandel von bescheidenen Völksschulhäusern zu modernen „Schulburgen" in allen
Stadtteilen machte das allen Schichten sinnfällig und bewirkte, daß sie den Fortschritt
miterlebten. Wo immer möglich ließ Winterer ganze Neubaukomplexe gestalten. Die

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