Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 131
(PDF, 29 MB)
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täten von der medizinischen Fakultät der Universität, die Winterer persönlich nahestanden
, hatten das Ansteckungsrisiko als gering eingestuft.

. . . wie Otto will, wird's doch gemacht!

Der Redakteur Heinrich Müller veröffentlichte 1916 ein Buch über Winterer und seine
Freiburger Amtszeit, gut recherchiert und aus der noch frischen Erinnerung lebendig
abgefaßt. Neben den oben genannten ins Auge fallenden Errungenschaften der „Ära"
nennt er noch viele andere wie Kanalisation und Rieselfelder, Elektrizitätswerk und
Straßenbahn, Münsterbau verein und Wohnungsfürsorge. Gerade in letzterem Bereich
und in der Sozialpolitik überhaupt hat Winterer sich sehr engagiert und nach Kräften
den Mißständen entgegengesteuert mit den administrativen Mitteln, die ihm zur Verfügung
standen. Gelungen ist ihm die Besserstellung der städtischen Bediensteten.
Strukturen im großen konnte er freilich nicht verändern, die damals stark zunehmende
Bodenspekulation konnte er nicht verhindern. In der Schaffung von preiswertem
und gesundem Wohnraum für Arbeiterfamilien machte er sich einen Namen
durch die Häuser in der Beurbarung zwischen Bahnlinie und Hauptfriedhof, von der
Stadt erbaut und der städtischen Beurbarungsgesellschaft verwaltet.4 Das Angebot
an solchen Wohnungen reichte jedoch nicht aus, so daß es im damaligen Freiburg
auch Not und beträchtlichen Schatten gab. Andreas Hartmann, der 1985 die Sozialstrukturen
in Freiburg um die Jahrhundertwende untersucht hat, stellt in diesem Zusammenhang
den Kontrast zu den glänzenden Fassaden heraus. Für die neunziger
Jahre nennt er als Stichwörter: Wirtschaftskrise, Baupleiten, steigende Armenzahlen.
Dem städtebaulichen Konzept Winterers steht er übrigens distanziert gegenüber, was
die Formulierungen „Inszenierung der Neuzeit" und „besessene Historisierung" andeuten
.

Obwohl Hartmann mit Absicht entpersonalisiert, also nicht jede Errungenschaft
oder Veränderung der persönlichen Initiative des Stadtoberhauptes zuschreibt,
kommt auch er an Winterer nicht vorbei. Er charakterisiert ihn als intuitiv, energisch,
streng und gerecht. Er war ein Patriarch, vor allem nach außen hin; in der Stadtverwaltung
wurde unter seiner Führung effizient und kooperativ gearbeitet, allen Verbesserungen
neuzeitlicher Betriebsführung aufgeschlossen. Vor allem das Mittel der
statistischen Erhebung wurde ausgiebig eingesetzt. Man sollte die Fastnachtsverse
von 1890 daher nicht überinterpretieren: „Laßt tosen nur der Rede Schlacht, wie Otto
will, wird's doch gemacht!"5

Brillanter Denker, fleißiger Administrator

Die Frage nach Winterers persönlichem Anteil an der Stadtentwicklung ist oft gestellt
worden, und nie wurde ihm die Rolle des Motors abgesprochen. Vielfach war er Anreger
und Ausführender zugleich. Gedanken anderer nahm er auf, sofern sie in sein
Konzept paßten. Keinerlei Hinweise gibt es dafür, daß Entscheidungen an seiner Person
vorbeigelaufen wären. Seine Leistungen werden oft mit seinen überdurchschnittlich
guten Examina und seiner Verwaltungserfahrung begründet. Eine größere Rolle
spielte jedoch seine geistige Beweglichkeit, der Ideenreichtum und die ihm eigene

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