Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 135
(PDF, 29 MB)
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Stadtrat. Für den gehobenen sozialen Anspruch der Familie spricht die Tatsache, daß
der zweite Sohn ebenfalls eine akademische Ausbildung erhielt. Er ließ sich später
als Anwalt in Konstanz nieder. Mit vierzehn Jahren verließ Otto Winterer sein Heimatstädtchen
, um in Freiburg das Berthold-Gymnasium zu besuchen. Wohnung fand
er in einem Privathaus. Schon in der Schulzeit zeigte sich seine Gabe, vor Publikum
zu sprechen: Er hielt die Abitursrede seines Jahrgangs, und zwar in lateinischer Sprache
. In Freiburg und Heidelberg studierte er Jura und Volkswirtschaft, damals Nationalökonomie
genannt. Er fand sich leicht zurecht mit der akademischen Freiheit,
wurde Corpsstudent bei der Suevia und entsprach dort ganz den Erwartungen. Er engagierte
sich auch auf dem Paukboden, wovon ein kräftiger Schmiß über der linken
Wange lebenslang Zeugnis ablegte. Nie verlor er aber das Ziel aus den Augen, das
Studium rasch und gut abzuschließen.

Harmonisches Familienleben

Das nämliche Bild wie Schulzeit, Studium und Berufslaufbahn, wo keinerlei Störung
und Verzögerung auftrat, bietet das Familienleben. Harmonisch ist das passende
Wort. Winterer heiratete als 23jähriger bald nach dem Ersten Staatsexamen die knapp
17jährige Maria Gartenhauser,11 Tochter des Direktors der Höheren Bürgerschule in
Ettenheim. Sie war eine anmutige und zeitlebens ausgeglichene Frau. In der Illustrierten
„Das neue Bild" wurde sie 1913 rückblickend so charakterisiert: „Wieviel
unser Oberbürgermeister dem stillen, häuslichen Wirken dieser seltenen Frau verdankt
, wissen außer ihm nur wenige, dem Familienkreise nahe Befreundete zu beurteilen
und zu schätzen. Ohne den Jungbrunnen einer einfachen stillen Häuslichkeit,
welche ihm seine Gattin, allem Gesellschaftsleben abhold, immer als liebes trautes
Heim behütete, hätte Dr. Winterer die Riesenlast seines schweren Amtes nicht so
viele Jahre ungebeugten Hauptes tragen können" Die Formulierung „allem Gesellschaftsleben
abhold" trifft mit der Beobachtung zusammen, daß sich das Ehepaar
Winterer wenig an den aufwendigen Einladungen beteiligte, die vor dem Ersten Weltkrieg
bei der Freiburger Oberschicht, Geschäftsleuten und Universitätsangehörigen,
üblich waren. Die beruflich bedingten Feiern oder gelegentliche Herrenpartien mit
dem Stadtratskollegium scheinen den Bedarf an Geselligkeit gedeckt zu haben.

Das könnte zum Teil auch daran gelegen haben, daß Winterer während der ganzen
Amtszeit mit seiner Familie im Rathaus wohnte. Franziskanerplatz 2 war auch seine
private Anschrift. Erst als Pensionär zog er im Sommer 1913 in die Wintererstraße
56. Er hatte dieses Haus kurz zuvor gekauft, war jedoch nicht selbst Bauherr gewesen
. Der Architekt Karl Schmitt hatte als Planer und Eigentümer in einem fungiert.
Ob die Kaufabsicht schon während der Bauzeit bestand, Winterer also auf die Architektur
mitgestaltend Einfluß nahm, konnte hier nicht geklärt werden. Walter Vetter,
Leiter der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild, beschreibt das Gebäude als eine
der gehobenen Wohnlage entsprechende „normale" Villa, großzügig angelegt und
durch zahlreiche Erker, Vor- und Rücksprünge individuell gestaltet.

Die Familie hatte für Otto Winterer einen hohen Stellenwert. Zusammen mit seiner
Frau zog er sechs Kinder groß: vier Söhne und zwei Töchter, geboren zwischen 1876
und 1890. Der zeitgenössische Biograph Heinrich Müller erwähnt 1916 nur die Söhne

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