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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 136
(PDF, 29 MB)
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Wilhelm und Rudolf, die damals als Berufsoffiziere im Felde standen. Es ist wohl
keine Uberinterpretation, ihre Berufswahl mit der patriotischen Gesinnung des Vaters
in Zusammenhang zu bringen. Der älteste Sohn stand dem Wertekatalog des Vaters
allen Anzeichen nach kritisch gegenüber. Er wurde Schriftsteller. Der Sohn Viktor
starb 1907 im Studentenalter an einem chronischen Leiden. Die Töchter verheirateten
sich beide in Freiburg: Berti mit dem Geschäftsmann Claus Bauer, Rosl mit dem Ingenieur
Ernst Vanoli. Letztere, 1890 als Nachkömmling oder Nesthäkchen geboren,
hatte ein besonders enges Verhältnis zu ihrem Vater. In seinem Sinn fühlte sie sich
der Stadt zeitlebens eng verbunden, 1970 stiftete sie aus Anlaß ihres 80. Geburtstages
eine namhafte Summe für das Münster und den Wiederaufbau der Gerichtslaube. Als
sie 1974 starb, würdigte die örtliche Presse ihre liebenswerte Persönlichkeit, wobei
vieles, auch das Selbstverständnis, an die Mutter erinnert.

Wilhelm Winterer 1879-1969

Unter den Söhnen Winterers war Wilhelm in Freiburg am besten bekannt.12 In den
fünfziger und sechziger Jahren brachte die Badische Zeitung regelmäßig seine runden
Geburtstage zur Kenntnis. Zum 85. beschrieb sie ihn als humorsprühende Persönlichkeit
, „die mit Zitaten aus den griechischen und lateinischen Klassikern genauso geistvoll
zu spielen vermag, wie sie die deutsche klassische Literatur souverän beherrscht
und mit einer Gedächtniskraft seltenen Grades lange Auszüge aus Goethes Faust genauso
wie aus den humoristischen Skurrilitäten von Wilhelm Busch aus dem Stegreif
vorzutragen vermag". Auch seiner Verdienste als Gründer des Freiburger Schachclubs
und dessen langjähriger Leiter wurde gedacht. Das Spektrum dessen, was alte
Freiburger mit seiner Person verbanden, reichte aber noch weiter zurück, eigentlich
bis vor den Ersten Weltkrieg: Winterer gehörte nämlich von 1907 bis 1913 der Schutztruppe
in Deutsch-Ostafrika an. Das verlieh ihm einen abenteuerlich-elitären Anstrich
. Mit seiner Schutztruppenuniform gehörte er „bis in die Mitte der dreißiger
Jahre zum besonderen Bild der Freiburger Militärparaden", Auch heute (1990) leben
noch Zeitgenossen, denen dieses Bild in lebendiger Erinnerung ist. Als Wilhelm
Winterer 1969 kurz vor seinem 90. Geburtstag starb, erschien ein Nachruf, worin ihm
für die Stiftung afrikanischer Kunstgegenstände für die Städtischen Sammlungen gedankt
wird.

Die Zeitung nahm jeweils das Spektakuläre aus der Biographie mit dem gerade Aktuellen
zusammen: „der freundliche weißhaarige Herr mit dem markanten Schnurrbart
" und die Schutztruppenuniform aus fernen Tagen, wo Deutschland sich als Kolonialmacht
versuchte. Dazwischen lagen jedoch zwei Weltkriege, die Winterer beide
als Offizier mitgemacht hat, den Ersten Weltkrieg als Hauptmann der Infanterie im
Alter von 35 bis 39 Jahren, den Zweiten als über 60jähriger Oberst von 1940 bis 1943.
Nacheinander war er in Frankreich, auf dem Balkan und schließlich an der Ostfront
eingesetzt. Im Familienalbum sind Fotos aus der Zeit erhalten. Ein besonders eindrucksvolles
zeigt die Beerdigung von Hauptmann Seuffer 1942 in Simferopo] (Gebietshauptstadt
der Krim). Aus dem Bild spricht etwas, das an den Vater gemahnt:
die Gabe durch äußere Haltung sich und anderen Halt zu geben und eine Situation
feierlich zu gestalten.

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