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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 174
(PDF, 29 MB)
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pretiert und als bedeutsam angesehen werden. Programmatisch war sie ein wichtiger
Beitrag zur Kapitalismus-Kritik der Sozialdemokratie, sie markierte das Lindenblatt,
wo das politische System verwundbar war, und gab mit dem Massenstreik dem Volk
gleichzeitig den todbringenden Speer in die Hand. Innerparteilich war sie ein trojanisches
Pferd, mit dem Rosa Luxemburg auf dem Terrain des Gegners Boden gutzumachen
versuchte. Der Auftritt Rosa Luxemburgs im Freiburger Stadtgarten hatte jedoch
eine weitere, viel persönlichere Wirkung. Er zog eine Liebeserklärung eines
Freiburger Bürgers nach sich. Ferdinand Franz Czernn dichtete am IL März L914 in
der Unterhaltungsbeilage der „Volks wacht44 verzückt:

„Das muß man sagen, ja, das ist ein Weib! —
Wie viele Männer sind ein Nichts dagegen . . .
Wer sieht da noch nach einem Frauenleib,
Wo solche Geisteskräfte kühn sich regen!
Daß Mann und Weib auf gleicher Stufe stehen
In ihres Könnens höchster Meisterschaft
Voll Energie und hoher Geisteskraft -
An einem Beispiel hab ich das gesehen,
Und wollt ihr wissen nun, wieso, wodurch?
Hier ist das Beispiel: Rosa Luxemburg!!"99

Anmerkungen

1 Freiburger Bote. Freies Verkündungsblatt für den Mittet und Handwerkerstand, für den Bauern und
Arbeiterstand, 9. März 1914.

2 Tagespost, 9. März 1914.

3 Freiburger Bote, 9. März 1914,

4 Freiburger Zeitung. Unabhängige Tageszeitung, 9, März 1914,

5 Volkswacht. Tageszeitung für das werktätige Volk Oberbadens, 9. März 1914.

6 Ebd. Das „Freiburger Tagblatt. Amtliches Verkündungsblatt der Stadtgemeinde Freiburg i. Br." berichtete
am 9, März 1914 am unpolemischsten von der Veranstaltung und stellte seinerseits fest, daß
die Freiburger „in solchen Massen wohl noch selten diesen Raum besetzt hatten 4000 Personen
werden es wohl gewesen sein." Der Korrespondent des „Vorwärts" kabelte sogar eine Zahl von 4500
Anwesenden an die Berliner Zentralredaktion. Vorwärts, Zentralorgan der sozialdem. Partei Deutschlands
, 9. März 1914,

7 Was die Geschlechterverteilung auf der Freiburger Versammlung angeht, so dürfte sie ähnlich gewesen
sein wie auf den anderen Protestveranstaltungen. Aus einem polizeilichen Überwachungsbericht der
ersten dieser Zusammenkünfte in Frankfurt gehl beispielsweise hervor, daß dort 800 Männer, aber
nur etwa 50 Frauen anwesend waren. Deutsches Zentralarchiv. Abt. Merseburg, zitiert nach: Rosa
Luxemburg im Kampf gegen den deutschen Militarismus. Prozeßberichte und Materialien aus den Jah
ren 1913 bis 1915, hg. v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. 1960, S, 114—119. hier
S. 114, Im folgenden kurz „Militarismus"

8 Der justiziable Satz aus der Anklageschrift war von einem Redakteur der „Frankfurter Warte" namens
Henrici auf der Fechenheimer Versammlung mitstenographiert worden. Henrici selber sagte auf dem
Frankfurter Prozeß als Zeuge der Anklage aus. Rosa Luxemburg bestätigte Henricis Aufzeichnungen;
„Ich wiederhole, daß ich diese Äußerungen nicht bestreite; aber ich bestreite den Sinn und die Tendenz
, die die Anklage in sie hineinlegt," Der Prozeßverlauf inclusive der juristischen Hintergründe,
der Vernehmung von Angeklagter und Zeugen, der Plädoyers der Verteidiger und des Urteilsspruchs
sind abgedruckt im „Vorwärts" vom 21 Februar 1914. Vgl. auch: Militarismus (wie Anm. 7) S.
62-80.

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