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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 182
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0184
Ausländer arbeiten Ende 1942 in den Rüstungsbetrieben von Karlsruhe.16 Mann-
heim hat im Sommer 1944 noch 150 000 Einwohner, zur selben Zeit steigt die Zahl
der Zwangsarbeiter auf 20 000.17 Im dortigen Daimler-Benz-Werk besteht die Belegschaft
zu diesem Zeitpunkt bereits zu einem Drittel aus Ausländern, unter den Arbeitern
liegt ihr Anteil bei 70 Prozent.18 Je länger der Krieg dauerte, desto mehr war
die badische Wirtschaft auf Ausländer angewiesen.

Mitte 1941 waren in Baden 20 000 ausländische Zivilarbeiter gemeldet, mehr als
die Hälfte von ihnen Polen.19 Aber bereits im November 1942 hatte sich ihre Zahl
auf 66000 erhöht.20 Jeder zehnte Arbeitsplatz in Baden war mit einem ausländischen
Zivilarbeiter besetzt. Rechnet man die dreißigtausend Kriegsgefangenen hinzu,
überwiegend aus Frankreich und der Sowjetunion, so ging die Gesamtzahl der ausländischen
Zwangsarbeiter gegen 100 000, das sind etwa 16 bis 17 Prozent aller Beschäftigten
.21 Und die Tendenz war weiterhin ansteigend.

Hintergründe

Was in der Planungsphase des Zweiten Weltkriegs zunächst als Notlösung für die
dringendsten Engpässe auf dem deutschen Arbeitsmarkt konzipiert war, wurde
schließlich unter dem Begriff Ausländer-Einsatz zu einem bestimmenden Merkmal
der deutschen Kriegswirtschaft. Ohne Ausländer hätte die Landwirtschaft schon 1940
die Ernährung nicht mehr sicherstellen können, und auch die Rüstungsindustrie wäre
seit 1941 nicht mehr in der Lage gewesen, die Wehrmacht ausreichend mit Kriegsgeräten
und Munition zu beliefern.22 Denn Arbeitskräfte waren in Deutschland schon
vor dem Krieg Mangelware: die forcierte Aufrüstung seit 1936 hatte den Arbeitsmarkt
leergefegt und einen Engpaß an Arbeitern, vor allem an Metallfacharbeitern,
entstehen lassen. Bei Kriegsbeginn waren die Arbeitskräftereserven ausgeschöpft.

Die Nachfrage der Wirtschaft nach Arbeitern und der Heißhunger der Wehrmacht
nach Soldaten standen während des Zweiten Weltkriegs ständig in Konflikt, besonders
, nachdem die Wehrmacht den Feldzug gegen die Sowjetunion begonnen hatte,
Ihre Verluste waren jetzt so hoch, daß sie ständig neue Jahrgänge einziehen mußte,
die als Arbeiter für die Rüstungsproduktion und die Sicherung der Ernährung dringend
benötigt wurden.

Auf weibliche Arbeitskräfte konnte das nationalsozialistische Regime nicht uneingeschränkt
zurückgreifen — eine allgemeine Arbeitspflicht für die deutschen Frauen
verbot sich aus einer Reihe von Gründen. Zum einen aus ideologischen, weil Frauen
in den Augen der nationalsozialistischen Ideologen an den Herd und ins Kindbett und
nicht an die Werkbank gehörten. Andererseits aus wirtschaftspolitischen, denn bei einer
Ausweitung der Frauenarbeit hätte sich das niedrige Lohnniveau für Arbeiterinnen
während der Rüstungskonjunktur der Vorkriegsjahre nicht halten lassen, und eine
Angleichung an die Löhne der Männer war weder aus wirtschaftlichen noch aus ideologischen
Gründen opportun. Im Reichsdurchschnitt war während des Krieges nur
jeder vierte Beschäftigte eine Frau, ein Anteil, der sich trotz aller Mobilisierungskampagnen
seit 1943 nicht wesentlich änderte.

Nach Kriegsbeginn kam ein weiterer Grund hinzu. Die latente Unzufriedenheit in
der Bevölkerung sollte, aus Angst vor einem zweiten November 1918, nicht unnötig ge-

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