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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 215
(PDF, 29 MB)
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es für die rund 350 Ortsansässigen leichter zu ertragen, daß ihre Gemeinde im Zug der Reform
der 70er Jahre der Gebietskörperschaft Oberried zugeordnet wurde. Was die Pfarrorganisation
angeht, war diese Entwicklung schon im 18. Jahrhundert vorweggenommen worden. In Zastler
, das im buchstäblichen Sinn im Schatten des Feldbergs liegt, ist das Bewußtsein für die
eigene gemeindliche Identität noch sehr lebendig. Das läßt sich auch an der Tatsache ablesen,
daß der Ortsteil 1991 eine Publikation herausbrachte: eine dorfgeographische Untersuchung
von Ernst M. Wallner. Unter dem Titel „Ein Schwarzwalddorf im Wandel" stellt er die Entwicklung
der Siedlung Zarten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs dar. Es geht darin um
den Ausbau der Talstraße, um die Modernisierung und Sanierung von Wohngebäuden, Schulhausneubau
, Wasserversorgung, das Erschließen von Neubaugebieten und um das damit verbundene
Bevölkerungswachstum und die veränderte Bevölkerungsstruktur. Viele Zartener sind
inzwischen Pendler, außerdem ist der Tourismus ins Tal eingezogen.

Das zentrale Stichwort in Wallners Untersuchung heißt „Reprivatisierung". Seit dem 19.
Jahrhundert waren in Zastler nämlich nicht nur die Wälder, sondern auch fast alle Häuser Eigentum
des badischen Staates und als dessen Nachfolger des Landes Baden-Württemberg. Die
Bewohner von Zastler waren als Holzhauer bei der staatlichen Forstverwaltung beschäftigt
und wohnten als Pächter in staatseigenen Häusern, die von den Liegenschaftsämtern verwaltet
wurden. Gleich nach dem Krieg hatte der Bürgermeister Alfred Sandmann von Zastler versucht
, diesem Zustand entgegenzuwirken und verschiedene Objekte vom Staat für die Gemeinde
zu erwerben. Ein Beispiel ist der Stollenbacher Hof. Auch Privatleuten sollte Gelegenheit
gegeben werden, ihr gepachtetes Häuschen als Eigentum zu erwerben — ein Prozeß, der
langsam in Gang kam, dabei aber hitzige Debatten in der staatlichen Verwaltung auslöste, woran
verschiedene Ressorts beteiligt waren; Landwirtschaft und Forsten, Innen- und Finanzministerium
und deren nachgeordnete Behörden. Auch der Landtag von Baden-Württemberg belaßte
sich 1960/61 mit dem „Fall Zastler" und nahm Zuflucht zu dem oben angedeuteten
Kompromiß. An Restitution der Hofgüter von einst war nicht gedacht, nur an privaten Hausund
Baugrundbesitz. Schon damals lag eine geographische und sozialgeschichtliche Publikation
von Ernst Wallner vor, die den Parlamentariern als Informationsgrundlage dienen konnte.
Unter dem Titel „Eine Holzhauergemeinde im Schwarzwald" war sie 1953 in der Reihe der
Veröffentlichungen des Alemannischen Institutes erschienen. Der damalige Leiter des Instituts
Friedrich Metz hatte persönlich das Vorwort geschrieben und die Vielseitigkeit des Textes gelobt
, da über das Siedlungsgeographische und Forstpolitische hinaus die Bevölkerungsgeschichte
sehr plastisch herausgearbeitet wurde, nicht nur bezüglich der lebenspraktischen Fakten
wie der Erwerbsstruktur, sondern auch mit Herz für die Gemütswerte: Wallner beschrieb
zum Beispiel eingehend das Brauchtum, da er von Hause aus auch Volkskundler ist. — Die
jetzt erschienene Publikation über Zastler, die vom derzeitigen Ortsvorsteher Gustav Zähringer
und Ratschreiber Rolf Schilz betreut und gefördert wurde, enthält in einem Band Wallners
frühere und die heutige Untersuchung, diese in Antiqua, jene in Fraktur gesetzt. Im älteren
Teil geht Wallner zuerst auf die naturräumlichen Gegebenheiten ein, Sie sind am Nordostabhang
des Feldbergs nicht ohne Dramatik, jedoch nicht so rauh und karg wie der Ortsunkundige
befürchten könnte. Im ausgehenden Mittelalter wurde das Tal besiedelt. Sechzehn Bauerngüter
entstanden längs des Zastlertals. Zwischen den Bauernhöfen lagen kleine Taglöhnerhäuschen.
Als im 19. Jahrhundert die landwirtschaftlichen Betriebe an der Ertragsgrenze in eine Existenzkrise
gerieten, begann das Aufkaufen der Güter durch den Staat. Die landwirtschaftlichen
Flächen wurden zum großen Teil aufgeforstet.

Das Interesse des Autors Wallner an Zastler, das für die Gemeinde ein Glücksfall war, hat
nicht nur wissenschaftliche Gründe; Er hat sich im Winter 1944/45 mehrere Monate hier aufgehalten
. Wallner ist Jahrgang 1912, stammt aus Siebenbürgen und hat seit seiner Studienzeit
landeskundlich gearbeitet. Dadurch kam er früh in Kontakt zu Friedrich Metz. Seit 1967


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