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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0125
sammelte man für die notleidenden französischen Geistlichen, die sich nach Konstanz
geflüchtet hatten. Im Mai wurde die Kandidatin Josepha von Girardi, die aus
Sasbach am Kaiserstuhl stammte, als Novizin in Gegenwart des Abtes von Tennenbach
eingekleidet, Im gleichen Jahr beging man ein Jubiläum der ältesten Laienschwester
Martha Hartmännin. An diesen klösterlichen Ereignissen nahm auch die
Bevölkerung Anteil. Am Fronleichnamsfest haben acht Mädchen, gleich gekleidet
und ihre Hüte mit großen Federbuschen geschmückt — auf eigene Kosten, wie ausdrücklich
erwähnt —, sowohl die Prozession begleitet als auch bei den Gottesdiensten
Wache gehalten. Ab September 1795 wurde wegen des Krieges jeden Mittwoch eine
Andacht abgehalten.

Die Grundlagen für das „geistige" Leben des Dorfes wurden weitgehend in der
Schule gelegt. Mit dieser war es aber in den ländlichen Orten nicht zum Besten bestellt
, Auch in Günterstal hatten manche Bewohner Schwierigkeiten mit dem Schreiben
, wie die Unterschriften durch Handzeichen erkennen lassen. Die Eltern zeigten
vielfach kein Verständnis für den Schulbesuch ihrer Kinder, sondern sahen ihn als
verlorene Arbeitszeit an.

Eine grundlegende Änderung des Schulwesens wurde in Osterreich eingeleitet, als
es 1770 zur staatlichen Aufgabe erklärt wurde.71 Die allgemeine Schulordnung sah
für kleine Städte und Orte mit einer Pferr- oder Filialkirche eine gemeine deutsche
oder Trivialschule vor; größere Städte sollten eine Hauptschule erhalten. Für den vorderösterreichischen
Breisgau wurde 1773 in Freiburg eine Normalschule eingerichtet,
der in Zukunft auch die Lehrerausbildung oblag. Eine Trivialschule hatte in der Regel
nur einen Lehrer. Die Schulpflicht erstreckte sich auf die Zeit vom 6. bis zum
12. Lebensjahr. Bis zum 20. Lebensjahr waren die Jugendlichen noch verpflichtet, die
Sonntagsschule zu besuchen.

Die praktischen Schwierigkeiten, die mit der Einführung der neuen Schule verbunden
waren, zeigt ein Bericht der Äbtissin vom 13. Juli 1778 über die schulischen
Verhältnisse in Günterstal.72 Sie erwähnt darin, „daß dieseitigen Unterthanen in
Güntersthal, die allbereits alle Taglöhner sind, die Kräfte gebrechen, eine Schul nach
der alten, mithin wohlfeileren Art, viel weniger aber eine Trivial Schul zu unterhalten
". Damit den Jugendlichen aber der notwendige Unterricht erteilt wird, habe sie
einen „fähigeren Unterthan" als Lehrer angestellt, „der auf Kosten meines Gottes-
hauß ist unterhalten worden", Um die vorhandenen Schwierigkeiten zu umgehen,
machte die Äbtissin den Vorschlag, die Kinder von Günterstal in die Schule nach
Merzhausen zu schicken. Die Kräfte der Bewohner würden zur Erbauung einer
Schule, zur Anschaffung der Bücher und zur Besoldung des Lehrers nicht ausreichen
. Dem Vorschlag wurde seitens der zuständigen Behörde zugestimmt, doch hat
sich diese Regelung anscheinend nicht bewährt, denn einer Mitteilung von 177973
ist zu entnehmen, daß für 1780 eine Trivialschule in Günterstal mit Hilfe des Klosters
errichtet werden soll. Die Aufsichtsbehörde machte eigens darauf aufmerksam, daß
diese mit einem Lehrer, der der neuen Lehrart kundig und darin geprüft sei, besetzt
werde.

In dem in dieser Zeit im Bau befindlichen Torhaus, das 1781 fertiggestellt war, muß
ein Schulraum vorgesehen worden sein. In dem Einwohnerverzeichnis gibt es hierüber
keinen Hinweis, doch heißt es in einer Aktenbemerkung von 180674: „In dem

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