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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0127
anderen Tagen des Jahres, die der Pfarrer bestimmen konnte, bei der Messe anwesend
sein. In der Vorfastenzeit und an anderen Tagen, an denen im Wirtshaus Tanzveranstaltungen
stattfanden, sollte man die Kinder daran hindern, dort zu erscheinen. Desgleichen
sollte man sie im Winter davon abhalten, auf dem Eis zu spielen.

Eine Aufstellung von 1795 enthält die Namen von 41 Knaben und 26 Mädchen, die
damals in Günterstal in die „Schul- und Kinderlehre" gingen. (Auch die Christenlehrpflichtigen
sind namentlich erfaßt.)79 Insgesamt waren also 67 Kinder im Alter
von 6 bis 12 Jahren schulpflichtig. Die Jüngsten der in der Liste aufgeführten Kinder
gehörten dem Jahrgang 1788 an, während auch noch 1782 Geborene am Schulunterricht
teilnahmen. Die ganze Schule bestand aus einer Klasse mit 6 Jahrgängen. Der
einzige Lehrer, hatte den Schülern die Grundbegriffe von Lesen, Schreiben und
Rechnen beizubringen. Den Religionsunterricht, dem große Bedeutung beigemessen
wurde, erteilte der Pfarrer. Da die räumliche Unterbringung der Schule sehr schwierig
gewesen sein muß, kann man sich für die Erteilung des Unterrichts eine Arbeitsteilung
dahingehend vorstellen, daß der Lehrer in einem Schulraum, der mit Bänken
ausgestattet war, einem Teil der Kinder Schreiben und Rechnen beibrachte, während
der Pfarrer in der Kirche Religionsunterricht erteilte. Unter solchen Verhältnissen
konnten den Schülern allenfalls die notwendigsten Kenntnisse vermittelt werden,

Wie bescheiden die Schulverhältnisse waren, belegt auch die Tatsache, daß die Eltern
der Schulkinder selbst dafür sorgen mußten, daß genügend Holz vorhanden war,
um im Winter den Ofen in der Schulstube heizen zu können. Sie durften das Holz
aus dem Klosterwald — anscheinend unentgeltlich — holen. (Nach Beendigung der
Klosterherrschaft gab es im Jahre 1807 deswegen Schwierigkeiten, weil der Wald des
Klosters inzwischen Staatswald geworden war.)80

Über das Brauchtum in Günterstal sind schriftliche Zeugnisse aus der Zeit des ausgehenden
18. Jahrhunderts nicht vorhanden. Wie in andern Orten des Breisgaus wer-
den die Kinder am Nikolaustag mit Äpfeln, Nüssen und ähnlichem beschenkt worden
sein. Ein Christbaum ist in jener Zeit in den ländlichen Gemeinden noch nicht bekannt
gewesen.81 Aus dem mittelalterlichen „Notizenbüchlein"82 weiß man, daß die
Äbtissin ihre Mitschwestern mit einem Glückwunsch begrüßte und Geschenke verschiedenster
Art an alle dem Kloster nahestehenden Personen austeilte. Dazu gehörten
auch Lebkuchen, die die Schwestern selbst gebacken hatten. Am Tag nach Neujahr
wurde „gebechtelt", das heißt man tauschte in den Familien „Scherz- und
Lustigkeiten" aus. Hierfür erhielten die Dörfler vom Kloster ein kleines Geldgeschenk
und Wein. Am Aschermittwoch ist die Fasnacht begraben worden. Wenn ein
junger Bursche, der in den Bach getragen werden sollte, ausgelöst wurde, gab es
ebenfalls Speis und Trank. Ob diese mittelalterlichen Gebräuche auch noch im 18.
Jahrhundert lebendig waren, läßt sich nicht feststellen.

Bis in die Neuzeit hat sich aber die Anfertigung von „Palme" für den Palmsonntag
erhalten.83 Für die Palmen wurden junge Tannenbäumchen verwendet, deren Äste
man bis auf die Krone entfernte. Danach schälte man sie und umwickelte den Stamm
mit farbigen Papierstreifen. Unterhalb der Krone brachte man eine große runde Kugel
aus Buchs an und darunter einen von Bändern gehaltenen großen Ring. Diese Palmen
hatten eine Höhe von mehr als 5 Metern, wie Abbildung 4 zeigt. Sie wurden am
Palmsonntag in der Kirche geweiht und danach an den Häusern aufgestellt.

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