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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0147
wieder auf dem alten Platze errichtet, Mehl im Ueberfluß ist vorhanden, einige tausend
ungarische Ochsen und Schweine werden erwartet, ebenso Reis, Branntwein
u.s.w., kurz, Kaiser Franz ist väterlich besorgt. Alles ist in Freude, komme also,
wann es Dir immer möglich ist. Es wäre mein Lieblings wünsch, Dich in einem Deinen
Kräften entsprechenden Wirkungskreise und mich an Deiner Seite zu wissen.
Das jetzige Vaterunser der Mehrzahl von Freiburgern lege ich Dir hier bei:

„Vaterunser eines Freiburgers. Vater unser, der Du bist in der großen Stadt an der
Wien, in unsern Herzen lebt Dein geheiligter Name. Nimm uns wieder auf in Dein
Reich. Dein Wille geschehe am Ufer des Rheines wie an jenem der Donau. Gieb un-
serm täglichen Flehen Gehör. Vergieb uns unsre Ungeduld, lange genug seufzten wir
unter den Peinigern, und täusche uns nicht mit leerer Hoffnung, sondern erlöse uns
von der badischen Regierung, Amen."

Signatur: StadtAF, K 1/27/2, S. 5—6 Nr. 1. Abschrift. — Teilabdruck bei STRACK
(wie Anm. 22) S. 446—447 Anm. 5 (mit falschem Tagesdatum).

1 Priesterseminar der Diözese Konstanz in Meersburg am Bodensee. das Schreiber von 1814 bis 1815
besuchte. Vgl. Schreibers Schilderung in seiner Selbstbiographie: StadtAF, K1/27/1, S. 59ff.

2 Jakob Schmitt, Professor für kath. Philosophie in Heidelberg, dann Freiburg; Regierungskommissar
für das Erziehungswesen, zuständig für das Freiburger Gymnasium; später Schreibers Vorgesetzter.
Rbeke (Anm. 1) S. 12f., 28f.

3 Ignaz Feiner, Gyrnnasialpräfekt, Theologieprofessor, Pfarrer in Merzhausen (1754—1825), R Lautenschlager
, Bibliographie der badischen Geschichte VI. 1, 1973, S. 146 Nr. 33378,

4 Schreiber hat sich dieser Prüfung mit sehr gutem Erfolg unterzogen; sie führte zur Anstellung am
Freiburger Gymnasium 1815. Rieke (wie Anm. 1) S. 22, 28.

5 Friedrich WilheJm IL, König von Preußen (1786 1797).

6 Vgl. Heinrich Schreiber, Vor fünfzig Jahren in Freiburg, in: Freiburger Adreßkalender für das
Schaltjahr 1864, Freiburg 1864, S. III XXXII.

2

Stein an Schreiber; Freiburg, 30. Juli [1814]

Freund! Nun wäre auch meine Staatsprüfung vorüber, und ich fand bestätiget, daß
Alles furchtbarer aus der Ferne als in der Nähe aussieht; denn die Prüfung ist eine
wahre Spielerei.

In Deinem letzten Briefe warfst Du einige Fragen auf, welche durch den raschen
Gang der Ereignisse beantwortet sind. Nur einige Worte über das jetzige Verhältniß
der Freiburger. Die badischen Truppen liegen noch sämtlich hier. Insofern sie als Soldaten
angesehen werden, ist man mit ihnen wohl zufrieden, man lobt Schönheit und
Betragen des Regiments. Sie sind zwar einquartiert, haben aber eigene Mittagskost;
Morgen- und Nachtessen erhalten sie von den Bürgern und zwar aus freiem Willen,
wer theilt nicht gern mit so lang er kann! Uebrigens siehst Du wohl ein, daß sich
sowohl die Badischen als die Freiburger in ihren Erwartungen getäuscht finden. Er-
steren versicherte man? sie würden die Stadt in vollem Aufruhr finden; dagegen
schrieb General Stockhorn1 schon vor einiger Zeit nach Karlsruhe, er könne das Betragen
der Freiburger nicht genug loben, man möge doch mit Neckereien derselben
aufhören, die erst zum Aufstande reizen könnten. Die Freiburger dagegen meinten,

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