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1 Stockhorn, Joseph Ernst (1754 1834), Generalleutnant und Vizepräsident des großhzgl. bad. Kriegsministeriums
. Badische Biographien, 2, 1875, S. 322.

2 Konnte nicht ermittelt werden.

3 Von Schreiber wiedergegeben in seinem Aufsatz „Vor fünfzig Jahren in Freiburg" (wie Nr. 1, Anm. 6).

3

Schreiber an Stein; Freiburg, 1. Juni 1820

Es ist mir recht arg, lieber Ferdinand! Dich ferne von mir zu wissen. Oft, wenn das
Tor geht, lehne ich mich unwillkürlich zurück, weil ich Dich zu sehen glaube, und
dann muß ich wieder verdrüßlich an den Raum zwischen uns denken. Muß man
denn, um eine Spanne Leben essen und trinken zu können, sich solche Aufopferungen
gefallen lassen? Du weißt, wie ich das Treiben in der Welt ansehe, es ist mir ein
großes Schattenspiel, oder, wenn Du lieber willst, ein Ball, wie wir ihn oft an uns
vorbeiziehen ließen. Hinein werfen kann ich mich nicht; selbst mein eigenes Treiben
kommt mir aus diesem Standpunkte so ziemlich eitel vor. Ich schließe mich an wenig
Menschen, aber an diese um so fester an, und auch dieser kleine Kreis soll nicht
Bestand haben und die paar Stunden des Lebens, — denn Essen und Trinken ist mir
nicht Leben, so wenig als nur um Essen und Trinken arbeiten — sollen noch allzu
theuer verzollt werden? Erreichst Du Deinen Zweck nicht bald, so komme zurück.
Wir wollen doch nicht vorhinein dem Schicksal ganze Jahre als jüdisches Schmusgeld1
hingeben, daß es uns sodann noch einige auf Pfänder leiht. Ein, was man
sagt, großes Glück zu machen, verstehen wir beide nicht; darum mache auch keinen
zu großen, oder doch nicht zu langen Einsatz in eine Lotterie, aus der wir vielleicht
nur eine Niete ziehen.

Der Procession am Frohnleichnamstage fehlte, da sie im Grunde zur geistlichen
Parade herabgesunken ist, das Wesentlichste, nämlich die Sonne. Die glänzenden Figuren
zogen kalt und hastig vorüber. Denn der Wind hatte die Backen voll genommen
und gleich anfangs, theils zum Entsetzen theils zum Gelächter der Menge — den
langbärtigen Kapuziner mit dem schweren Kreuze, auf dem das Lamm liegt, zu Boden
geworfen. Der arme Mann suchte zwar das Kreuz emporzuhalten, aber vergebens
; es fiel über ihn und mußte zurückgetragen werden. Man brachte dafür ein einfaches
schwarzes Leichenkreuz. Man konnte dabei denken, alle noch übrigen
Conventualen dürften sich in einen Kreis niederlegen und das Kreuz zwischen ihnen
aufpflanzen. Sie haben ihre Zeit durchlebt!

Signatur: StadtAF, Kl/27/2, S. 78—79 Nr. 35. Abschrift. — Zitiert bei STRACK (wie
Anm. 22) S.446.

1 Maklerlohn.

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