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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0150
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Stein an Schreiber; Lahr, 14. Juni 1820

Herzensfreund! mein erstes Ziel ist erreicht, ich bin Assessor geworden, zur Ueber-
raschung des Beamten selbst, dem wohl der bisherige Praktikant lieber gewesen
wäre. Vorläufig nur diese paar Worte.

Signatur: StadtAF, K 1/27/2, S. 79 Nr. 36. Abschrift.

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Stein an Schreiber; Mosbach, 29. Juli [1820]

Was Du mir warst und bist, das fühle ich jetzt erst ganz. Ich lebe in einer schönen
Natur, unter angenehmen Verhältnissen, und doch spricht mich oft das Ganze wenig
an, da mir der Freund fehlt, der mir alles veredelte, in dessen Mund Alles höheren
Werth gewann. Wärest Du hier, Heinrich! wahrlich ich wünschte mir keinen anderen
Aufenthalt. Letzte Woche besuchte ich die Salinen Jaxtfeld, Wimpfen und Offenau1.
Der Weg geht längs des Neckars, an Götz Berlichingens Burg vorbei und bietet entzückende
Aussichten dar. Wimpfen gehörte Baden zu, von dem es auf eine unverzeihliche
Weise verschleudert wurde. Sensburg2 begieng diese Sünde, die man ihm immer
höher anrechnet, je höher der Werth der Saline steigt. Die Wimpfener, um von
Baden loszukommen, stellten sich ganz verarmt und schickten von Zeit zu Zeit Leute
nach Karlsruhe, um Geld zu leihen und zugleich abschreckende Schilderungen ihres
Zustandes zu machen. Der grobe Kunstgriff gelang, weil kein Beamter aus der Umgegend
zu Rathe gezogen wurde. Nach Wimpfens Abtretung ließ unweit davon unsere
Regierung nach Salzquellen suchen und übertrug die Leitung dem Professor
Langsdorf3 in Heidelberg. Dieser ließ bohren, fand an einigen Stellen Salzsohle,
aber nicht gehaltreich genug, und ließ die Löcher wieder zuwerfen. Die württembergische
Saline Jaxtfeld wird mit königlichem Aufwände gebaut. Voriges Jahr stand
noch nichts auf dem Platze, gar nichts, sagte mir der Baumeister; aber Geld war genug
da. Jetzt arbeiten siebenhundert Mann daran.

Die Leute sind hier, soviel ich sie kennenlernte, arm und verschuldet. Meistens
werden dem Gläubiger die Pfandstücke an Zahlungsstatt zugewiesen, der bei gelegener
Zeit oft das doppelte der Schuld erlöset. Freiburg, so wie überhaupt die Breis-
gauer, kennt man hier nicht, und ich zweifle, in Mosbach drei Personen zu finden,
die über Karlsruhe hinauskamen.

Signatur: StadtAF, Kl/27/2, S. 79-80 Nr. 36. Abschrift. — Abdruck bei Strack
(wie Anm. 22) S. 452-453.

1 Jagstfeid und Offenau, ehem. württ. Oberamt Neckarsulm; Bad Wimpfen, ehem. Kreis Heppenheim,
seit 1803 hessische Enklave in Baden. Zu den Salinen Jagstfeid (Friedrichshall) und Offenau vgl.: Be
Schreibung des Oberamts Neckarsulm, hg. v. d. K. statistisch topographischen Bureau, Stuttgart 1881,
S. 408ff., 607ff.

2 Ernst Philipp Frh. von Sensburg (1752 1831) bekleidete verschiedene Ämter im badischen Justiz ,
Innen und Finanzministerium. Badische Biographien 2, 1875, S. 295 298.

3 Karl Christian Langsdorff (1757 1834), Mathematikprofessor. Badische Biographien 2, 1875, S. 6 7.

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