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Schreiber an Stein; Freiburg, 19. Okt. 1831

Ich schreibe Dir, liebster Freund! nach streng urkundlicher Bezeichnung, am Vorabende
Ferdinandi, des Jahres da man zählt u. s. w., ohne jedoch deshalb besonders
an den heiligen Ferdinand zu denken. Denn dieser gekrönte Heilige war doch für
mich zu fromm. Ich las jüngst von ihm: wenn aller Bischöfe und Päbste Gebete und
Andacht in einen Klumpen verschmolzen würden; so käme doch nicht des einzigen
Kaisers Ferdinandi Frömmigkeit heraus. Das gäbe doch ein ordentliches Gewicht,
wenn man auf jeden Bischof und Pabst sein Leben lang nur ein halbes Quentchen Andacht
und (das muß man wenigstens) fünf Zentner Gebete rechnet. Also an diesen
h. Ferdinand denke ich nicht, mir schwindelt es ordentlich vor ihm; besonders wenn
ich es erwäge, welch einen Klumpen Andacht und Gebet er erst in der Ewigkeit zusammenkriegen
wird, da er schon in seinem irdischen Dasein alle Kirchenfürsten
übertroffen hat.

Auch an Ferdinand den Katholischen und seine Isabella denke ich nur, weil ich
neulich eines von den Dramen Auffenbergs,1 — wofür er sich eine Walter-Schott-
sche2 Dehnmaschine verschrieben zu haben scheint, — mehr gesehen als gelesen
habe. Ich glaube, der Dichter hat erst mit dem sechsten dicken Bande den Mauren
in Granada den Garaus machen können; sie mußten ein kräftiges Leben haben, mich
brächte schon der dritte, höchstens der vierte Band um.

Also auch mit diesem bei Seite; ich denke weder an einen Heiligen noch an einen
Katholischen, sondern an meinen Jugend- und Herzens-Ferdinand, dem ich heute wie
immer alles Beste wünsche. Möge ihn der Himmel bald wieder, und dann für immer,
zu mir und in sein heimathliches Freiburg führen!

Signatur: StadtAF, K 1/27/2, S. 265-266 Nr. 235. Abschrift.

1 Joseph Frh. v. Auffenberg (1798 1857), Schriftsteller, Verfasser historischer Dramen. Badische Bio
graphien 1, 1875, S. 14 f.

2 Sir Walter Scott (1771 1832), schottischer Schriftsteller, Begründer des historischen Romans.

Anhang
1

Kuen an Stein; Karlsruhe, 18. Nov. 1832

Neuerlich kam die Angelegenheit Ihres Freundes Schreiber, in Betreff der Denuncia-
tion des Erzbischofs zur Sprache. Ich las die klägliche Epistel unsers Seelenhirten an
den Großherzog, so wie Schreibers Brief an denselben. Beides kam an die Kirchen-
section zum Vortrage. Zahn1 erstattete denselben in solcher Weise, daß ihn Staatsrath
Nebenius2 in der Sitzung für ein Meisterstück von Gründlichkeit und Gelehrsamkeit
erklärte. Er ist ganz zu Schreibers Gunsten ausgefallen, so wie der Antrag,
der von dem Ministerium des Innern an das Staatsministerium gieng, ebenfalls in diesem
Sinne abgefaßt ist.

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