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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0182
vom 9. zum 10. November 1938 überall in Deutschland die Synagogen niedergebrannt
und Tausende von jüdischen Männern festgenommen und in Konzentrationslager eingeliefert
wurden. Auch in Freiburg spielte es sich so ab, Frühmorgens am 10. November
wurde Löb aus seiner Wohnung geholt, zur Synagoge gebracht und gezwungen,
dem Brand des Gebäudes beizuwohnen. Dann wurde ihm befohlen, nach Hause zu
gehen. Aber kurz danach wurde er verhaftet und, zusammen mit anderen Juden der
Stadt und der Umgebung, nach Dachau abtransportiert.

Der Verzweiflung nahe tat Irma, was sie konnte, um seine Entlassung aus dem KZ
zu ermöglichen. Sie bat frühere Kollegen um Hilfe und sprach bei den verschiedenen
Dienststellen vor. In London unterbrach der Sohn sein Studium, um auf irgendeine
Weise für seine Eltern die Einreiseerlaubnis nach England zu erhalten. Endlich gelang
ihm dies, ja es wurde sogar in Aussicht gestellt, daß sein Vater seinen Beruf dort
wieder aufnehmen konnte. Auch Irma hatte Erfolg. Im Februar 1939 wurde Löb wieder
entlassen — unter der Bedingung, sofort die Auswanderung vorzubereiten.

Nur das Notwendigste mit sich führend und in der Hoffnung, daß Möbel und Haushaltsgegenstände
ihnen nachfolgen würden, kamen Löb und Irma Anfang Juni in
London an. „Ihr ganzes Leben lag in Scherben auf der Erde, und mit gebrochenem
Gerät war es nun wieder aufzubauen." (Rudyard Kipling)

Anders verlief Klaras Schicksal. Nach Löbs Heirat war sie nach Rastatt zu ihrer
Schwester Sophie gezogen. Dann starb ihr Schwager und bald darauf auch Sophie.
Klara blieb zunächst weiter in dem Haus „am Grün". Ihr Neffe Leo Bodenheimer
hatte sich bereits als Arzt in Ludwigshafen niedergelassen, aber seine jüngere Schwester
Hanna, die auf dem Konservatorium in Karlsruhe Musik studierte, wohnte noch
zu Hause, und Klara nahm sich ihrer an. Dann kam der Januar 1933. Auf Löbs Anregung
verkauften sie das Haus und zogen nach Freiburg um, Einige Zeitlang wohnten
sie bei Löb und Irma, dann mieteten sie, vermutlich auf Löbs Kosten, eine Wohnung
in der Turnseestraße.

Inzwischen hatte Hanna sich in einen ihrer Kollegen am Konservatorium verliebt.
Der junge Mann war reiner „Arier", und darum war dieses „rassenschändliche" Verhältnis
für beide, und besonders für ihn, höchst gefährlich. Löb wußte von der Sache
nichts, und Klara hütete das Geheimnis, bis dann das Paar bei Nacht und Nebel über
die Grenze nach Frankreich floh, dort heiratete und nach Australien auswanderte.

Als Löb und Irma nach England reisten, blieb Klara allein zurück. Nach Kriegsausbruch
im September 1939 brach selbst der Briefwechsel mit ihnen ab. Kurz vor
ihrem 65. Geburtstag wurde sie Ende Oktober 1940, wie auch die übrigen noch in
Baden und der Rheinpfalz lebenden Juden, verhaftet, über den Rhein deportiert und
im Lager von Gurs im Departement des Basses Pyrenees interniert. Die Verhältnisse
dort waren grauenhaft. Wer im Herbst 1942 noch am Leben war, wurde nach Auschwitz
abgeschoben. Die anderen Häftlinge lagen bereits in Gurs unter der Erde. Zu
ihnen gehörte auch Klara Maier,

Berta Bär schrieb am 20. Januar 1942 aus Gurs eine Postkarte an die Familie Maier
in England, in der es hieß: „Meine Lieben, endlich eine Nachricht von Euch! Unter-
deß bin selbst zur Einsicht gekommen, es war gut so für L Klara selig, denn der Win-

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