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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0200
liehe und geistliche Literatur übernahm zunächst die theologisch definierten Sünden mit ihrer
Charakterisierung und den dazugehörigen Strafhierarchien. Die literarische Bearbeitung stand
nun vor dem Problem, wie die Lehre von Sündenvergebung und Buße sowie der Jenseitsvorstellung
anschaulich zu verdeutlichen sei. Versuche, über Predigt und geistliches Spiel abstraktes
Ideengut zu vermitteln, zeigten wenig Erfolg. Man ging dazu über, die auftretenden
Allegorien zu reduzieren und eine Personifikation zu bevorzugen. Verschiedene Themen behandelten
so den Aspekt des Kampfes zwischen tugendhafter Spiritualität und lasterhafter Körperlichkeit
. Diese Eigenschaften übertrug man auf die beiden allegorischen Figuren „Carne-
vale" und „Quaresima", dem Laster und der Tugend. Die Darstellung des allegorischen Streits
zwischen „Carnevale" und „Quaresima" beschränkte sich auf den an den kirchlichen Festkalender
und an die Liturgie gebundenen Zeitabschnitt der Fastnacht und der Fastenzeit.

Die Untersuchung ikonographischer Einzelheiten innerhalb der Lasterlehre und entsprechender
Details der Fastnachtsausführung macht die Einwirkung christlichen Gedankenguts
auf das Brauchtum deutlich. Man schuf bildliche Darstellungen der Lasterpersonifikationen
und ließ sie wie im realen Leben Handlungen ausführen. Damit trat die Vorstellung von überirdischen
, dämonischen Mächten, denen der Mensch machtlos ausgeliefert war, in den Hintergrund
. Im Laufe ihrer Untersuchungen konnte die Autorin herausarbeiten, daß Elemente der
Fastnachtsgestaltung mit den Lasterpersonifikationen der christlichen Tradition in auffalliger
Weise übereinstimmen. Sündhafte Verhaltensweisen wurden auf Tiere oder Tierköpfe übertragen
, Erscheinungsformen, die sich im Fastnachtsbrauch wiederfinden. So tötet man häufig
Tiere als Repräsentanten lasterhafter Eigenschaften im Rahmen des Fastnachtsfestes. Der Narr
wurde sehr bald mit dem Sünder identifiziert, was dazu führte, daß eine Projektion der gesamten
Lasterlehre und Sündengestaltung nur auf die Figur des Narren und das Fastnachtsfest
stattfand.

Die Autorin hat es verstanden, dieses Thema aus verschiedenen Blickwinkeln heraus zu betrachten
. Kultur- wie kunsthistorische Aspekte, aber auch volkskundliche Bereiche finden
gleichermaßen ihre umfassende fundierte Deutung. Ein Orts-, Sach- und Personenregister erleichtert
die Arbeit mit dem Werk. Für den interessierten Leser ist diese Arbeit sicherlich eine
gute und interessante Bereicherung. Man darf aber nicht vergessen, daß es sich dabei um eine
Dissertation handelt, die als leichte Bettlektüre sicherlich nicht geeignet ist. Petra Rohde

Dorothee Rippmann, Bauern und Städter: Stadt-Land-Beziehungen im 15. Jahrhundert. Das
Beispiel Basel, unter besonderer Berücksichtigung der Nahmarktbeziehungen und der sozialen
Verhältnisse im Umland (Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft Bd. 159). Heibig &
Lichtenhahn, Basel-Frankfurt/M. 1990. 392 S.

In den letzten Jahren hat das Forschungsfeld Stadt-Umland intensive Bearbeitung durch die
Geschichtswissenschaft erfahren. Unter den zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Jahre
sticht die Basler Dissertation Dorothee Rippmanns hervor. In ihrem Buch vereinigt sie eigentlich
drei verschiedene Studien zum Themenkreis Stadt-Umland mit jeweils unterschiedlichem
methodischem Ansatz. Die erste Studie über die Glückshafen-Lotterie beruht auf einem EDV-
unterstützten sozialstatistischen Ansatz, während die Untersuchung der Aktivitäten des Basler
Unternehmers Ulrich Meltinger den alltagsgeschichtlichen Ansatz vorzieht. Mit den Methoden
der Zinsbuch- und Urbarauswertung wird dann die Besitz- und Gesellschaftsstruktur ländlicher
Gemeinden herausgearbeitet. — Die Auswertung der Glückshafenlotterie ergibt ein aussagekräftiges
Spektrum der auswärtigen Markt- und Messebesucher, die bevorzugt aus einem
engeren Umkreis von 30 km kommen, der für Basel besonders wichtigen Nahzone. Auf alle
Auswertungsergebnisse kann hier nicht eingegangen werden, doch bemerkenswert ist, daß die
Verfasserin nicht nur nach Sozialgruppen, sondern auch nach Geschlechtern differenziert. Dabei
belegt der überraschend hohe Frauenanteil (29,8 %) die bisher zu wenig beachtete Stellung

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