Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0022
gen bieten Hilfe zum Nachbau alter Musikinstrumente, sie sind Quellen für Kleidung
und Mode (vgl. Nr. 15, u. a. Abb. 3, 10 ff.).

In vielen Kirchen bilden allein schon die Darstellungen in den Fenstern eine
,Summe'. Angemessen erschlossen werden sie seit 1949 im .Corpus Vitrearum Medii
Aevi' (CVMA) unter dem Patronat der UNESCO. Die Fenster werden einzeln untersucht
(Originalbestand, Ergänzung, Restaurierung usf.), zeitlich so genau wie möglich
bestimmt, beschrieben und reproduziert (vgl. Nr. 76); bis zum Erscheinen des
entsprechenden Bandes zu den Freiburger Fenstern vermitteln Nr. 154 sowie Reproduktionen
in zahlreichen anderen Werken (z. B. Zähringer Katalog, Nr. 90) einen
Eindruck von dem großen Bestand des Münsters an schönen, alten Fenstern.

Der Reichtum des Münsters an Werken der bildenden Künste ist alles andere als
selbstverständlich. Denn im Laufe der Kirchengeschichte hat es wiederholt bilderfeindliche
Richtungen gegeben (vgl. Nr. 155); immerhin wurde der Oberrieder Altar
aus Basel vor den Bilderstürmern nach Freiburg geflüchtet. Einschlägige Lehrentscheidungen
sind leicht zugänglich bei Denzinger (Nr. 119).

Eine Einschränkung: Kunstwerke stellen nicht immer wirklichkeitsgetreu Kleidung
, Karren oder Werkzeuge dar; im Interesse der Eindeutigkeit der Aussage bedienten
Künstler sich oft bestimmter Typen, etwa bei den Attributen von Heiligen
(z. B> Laurentius mit dem Rost). Bilder müssen daher, wie andere Quellen, kritisch
gesichtet werden. Verschiedene Disziplinen wirken zusammen, um herauszuarbeiten,
was Topos und was Spiegel der Wirklichkeit ist (vgl. Wohlfeil, Nr. 195). Vielleicht
erklärt sich mit solchen Mühen, daß Historiker dem Bild als Quelle immer noch
reserviert gegenüberstehen (vgl. Garnier Nr, 180).

Dank seiner Festigkeit bei gleichzeitiger Elastizität hat das Münster Erschütterungen
infolge von Erdbeben, Artilleriebeschuß in der frühen Neuzeit, Bombenangriff
1944 getrotzt (vgl. hierzu Nr. 8) — anders etwa als die 1957 fertiggestellte Kongreßhalle
in Berlin: Deren Stahlbetonkonstruktion schien für Jahrhunderte gebaut; 1980
brach das vorkragende Dach ab.

Gebaut wurde das Münster von einer kleinen Gemeinde; zur Zeit seiner wirtschaftlichen
Blüte, Mitte des 14. Jahrhunderts, hatte Freiburg vielleicht 9 000 Einwohner
(Kreisbeschreibung, wie Nr. 59, Bd. 1/2 S. 897), Als Pfarrkirche zeugt es vom Stolz
der Freiburger; später haben Kommunen und Einzelne andere Statussymbole vorgezogen
, z. B. Rathaus, Bürgerhaus, Adelspalais, Schloß. Der Bau dürfte vor allem mit
Gewinnen finanziert worden sein, die kapitalkräftige Freiburger aus dem Silberbergbau
erzielt haben; mehrere Scheiben halten die Erinnerung an Knappen fest, die unter
großer Mühe und Gefahr edelmetallhaltiges Mineral am Schauinsland gefördert haben
(Nr. 10, 27); auch diese Bilder lassen sich als Memoria verstehen, darüber hinaus
verweisen sie auf die Bedeutung des mittelalterlichen Bergbaus. Heute ist die finanzielle
Last nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt: Katholische Kirche (1/3), das
Land Baden-Württemberg (1/3), die Stadt Freiburg (1/6) und der Münsterbau verein
(1/6) wirken einträchtig zusammen, um notwendige Erhaltungsarbeiten durchzuführen
.

Jahrhundertelang bot das Münster als Großbaustelle vielen Menschen Arbeit und
Brot. Es zeugt vom Können früherer Generationen, die aus Stein, Holz, Metall, Glas,
Farbe ein Kunstwerk gestaltet haben. Das Münster bildet also auch eine erstrangige

20


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0022