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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0086
von Pfialz-Neuburg gerichteten Brief37 hervor: „. . . was gestalten bei dero mir gnädigst
anvertrauten Bailei an der Etsch keine einige Stiftung zu finden, sondern was
hinc inde bei denen Kommenden vor Almosen zu Zeiten ausgeteilt wird, mehrers als
eine alte doch löbl: Gewohnheit zu Armen ist. Solchemnach und da dero hohe Ordensfundamentalsatzungen
und ersteres Absehen auf die Hospitalität und Verpflegung
der Armen hauptsächlichen angesehen, also habe ich mich bei den von Gott unverdienterweis
erhaltenen Segen dahin resolviert, wann Ew: Kurfürstl: Gn: den gnädigsten
Consens erteilen wollten, bei und an die Landkommenda zu Bozen einen kleinen
Spital, und einsmalen der Wohnung halber auf 12 Mannspersonen, aus gedachter
Landkommenda Mitteln, und zwar solchergestalten aufzubauen, auf daß solche inner
der nächsten 2 Jahren fertig sein sollte " Er sicherte die Stiftung mit 10 000 Gulden
barem Geld und durch „Particular Wein Mittel" der Landkommende ab. Am 4. November
1720 wurde gemeldet, daß das Hospital „so weit avancieret, daß es anheüer
unter das Dach kommet." 1723 lebten 6 Pfründner in dem kageneckischen Heim.

Schon 1202 hatte der junge Deutsche Orden in Bozen Fuß gefaßt, als ihm das
Ehepaar Girold und Mechthild ein Hospital samt einer Johanniskirche in der Enge
zwischen Eisack und Virglberg überließ. Schenkungen durch Kaiser Friedrich II. von
Hohen Staufen > durch Päpste, Bischöfe, Landesfürsten und Adelige sorgten für die
rasche Verbreitung des Deutschen Ordens in dem wichtigen Durchgangsland Südtirol
und für die Gründung der „Bailei an der Etsch und im Gebirg." Die ständige Wassergefahr
am Eisack bewirkte eine Verlegung des Landkomtursitzes „extra muros oppidi
Bolsani" (wohl anf. 15, Jh.). Mit seinem wuchtigen Hauptturm (1508), der St. Georgskirche
, dem unter v. Kageneck 1731 barockisierten Palais und dem Hospital oder
Alterspfründnerhaus (1718/23) prägte das Deutschordensschloß Weggenstein das
Stadtbild Bozens eindrucksvoll mit.38 Kleine Veränderungen und einen Sakristeibau
gab es bei einer Restaurierung 1899, 1934 mit dem Bau des Deutschhaus-Marianums
für das Ordensjuvenat erweitert, beschädigten 1944 Fliegerbomben den Gebäudekomplex
und richteten schwere Schäden am Nordtrakt und Knöringerturm an. Erst
zum 800jährigen Jubiläum des Deutschen Ordens 1990 gelang es, alle Kriegsschäden
zu beheben und die Landkommende Weggenstein wieder mustergültig zu restaurieren
. Die von Landeskonservator Dr. Helmut Stampfer geleiteten Instandsetzungsarbeiten
brachten nicht nur die Freilegung der v. kageneckischen Barockräume,
sondern schlössen mit dem Wiederaufbau des markanten Knöringerturms auch alle
nach dem 2. Weltkrieg durchgeführten Rettungsmaßnahmen ab.39 Für diese vorbildlichen
Restaurierungsarbeiten wurde der Deutsche Orden am 24. April 1992 im
„Kageneck-Saal" der Landkommende Weggenstein mit dem Europa-Nostra-Preis
ausgezeichnet.

Landkomtur v. Kageneck, der 1722 von seinem Balleisitz ein umfangreiches
Silberservice40 übernommen hatte, sorgte sich noch bis an sein seliges Ende um das
Hospital in Bozen, dem er weitere Legate vermachte. Selbst beim Erlöschen des Fa-
milien-Fideicommisses wollte er gegebenenfalls einen Teil der Munzinger Erbmasse
nach Bozen vermacht wissen. Seinem Süd tiroler Statthalter und Nachfolger im Landkomturamt
, Graf Anton Ingenuin von Recordin, übergab J, H. H. v. Kageneck am 8.
Januar 1740, als er in Mannheim seinen Nachlaß endgültig regelte, das „alte land-
kommenturische hohe Ordenskreuz nebst einer goldenen Rosenkette "

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