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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0096
nungen alle Komture des deutschen Großpriorats. Die selben Unterlagen nennen auch
die Responsionen, die an Johann Baptist Schauenburg in seiner Eigenschaft als Großprior
von Deutschland zu zahlen waren.21

Es gibt auch Aufzeichnungen über Ritter, die der Bezahlung ihrer Abgabe oder anderer
finanzieller Verpflichtungen gegenüber der Ordenskasse nicht termingerecht
nachkamen. Einige Vermerke in den Giornale del Libro dei Debitori Cavalieri
(Schuldenverzeichnis) betreffen auch Schauenburg. So hält der Eintrag vom 23. August
1755 fest, daß Schauenburg der Ordenskasse 87 Scudi für verschiedene Posten
schuldete. Es scheint, als sei Schauenburg seinen Zahlungsverpflichtungen nicht immer
pünktlich nachgekommen. So ist verzeichnet, daß er in dem Zeitraum vom 22.
Mai 1754 bis zum 30. April 1755 mit 320 Scudi und 2 Tari im Rückstand war, die
er sich für den Palazzo Carnerio,22 offensichtlich seinem damaligen Wohnsitz in
Valletta, geliehen hatte.23

Schauenburg muß Zeuge zweier außergewöhnlicher Begebenheiten während der
Amtszeit von Großmeister Pinto gewesen sein. So war eine Zahl christlicher Sklaven

— die meisten davon Malteser — in Magra, etwa 60 Meilen von Rhodos entfernt,
an Bord der türkischen Galeere Lupa. Die Sklaven meuterten, gewannen die Herrschaft
über die Galeere und segelten nach Malta, wo sie am 2. Februar 1748 unter
großem Jubel empfangen wurden. Das andere herausragende Ereignis, das 1749 stattfand
, ging in die Geschichte als Verschwörung der Sklaven ein. Moslemische Sklaven
, die vom Pascha von Tunis, der Gefangener auf der Insel war, angeführt wurden,
planten den Orden zu überwältigen, indem sie den Großmeister und seine Ritter töteten
. Der Plan schlug hauptsächlich deshalb fehl, weil ein Jude, mit Namen Cohen,
den Großmeister vor der Verschwörung warnte.24

Weniger einschneidend war der Besuch von Lorenzo Colonna, Fürst von Palliano
und Castiglione, der als Gast von Balli Lanti im September 1752 nach Malta kam.
Der adelige Gast genoß ein hohes Ansehen bei dem Bischof der maltesischen Diözese
, Paul Alpheran de Bussan (1728—1757), dem Inquisitor Paolo Passionei
(1743—1754) als auch bei den älteren Mitgliedern des Ordens und dem maltesischen
Adel. Pinto gab in seinem Palast ein Abschiedsstaatsbanquet, Schauenburg hatte zu
einem Musikabend in seine Villa in Floriana eingeladen.25

Zu der Zeit, als der Orden sich in Malta niederließ, waren die acht Zungen schon
institutionalisiert. In diesen Zungen waren die Ritter nach Nationalität, unter Berücksichtigung
ihres Geburtslandes sowie dem Land, in dem ihr Besitz lag, zusammenge
faßt. So gehörten zur deutschen Zunge, die ihren Sitz in Heitersheim hatte, die Prio-
rate von Deutschland — mit den von Heitersheim unmittelbar verwalteten Kommen-
den Heimbach, Bubikon und Neuenburg — sowie das Priorat Böhmen (Osterreich),
die Bailei Brandenburg und die Priorate Ungarn, Skandinavien und Polen. Das Groß-
priorat Deutschland wurde 1250 gegründet26 und umfaßte den deutschsprechenden
Teil der Schweiz, des Elsasses und der Niederlande; zum Priorat von Skandinavien
gehörten Dänemark, Schweden und Norwegen.27

Bestimmte Spitzenpositionen des Ordens wurden von den Vorgesetzten der jeweiligen
Zungen bekleidet, woraus sich auch deren Titel ergab, So war der Großrezeptor,
das Oberhaupt der provengalischen Zunge, mit der Verwaltung der Finanzen betraut

— nach heutigem Sprachgebrauch hatte er den Titel des Finanzministers. Dem Leiter

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