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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0098
der Zunge der Auvergne oblag mit dem Titel eines Marschalls die Militärverwaltung.
Der oberste Ritter der französischen Zunge war gleichzeitig Hospitalritter (Gesund-
heits- und Sozialminister) und somit mit der Direktion des Ordenskrankenhauses betraut
. Das Admiralsamt war an den Oberen der italienischen Zunge gebunden, dem
vergleichsweise die Funktion eines Marineministers zukam. Das Oberhaupt der
Zunge von Aragon war als Großkonservator für das Nachschubwesen verantwortlich.
Dem Leiter der englischen Zunge hatten mit dem Titel Turkopolier ursprünglich die
Turkopolen unterstanden. Sie waren Einwohner des Nahen Ostens bzw. von Rhodos,
die die leichte Kavallerie des Ordens stellten. Auf Malta befehligte der Turkopolier
bis zur Auflösung seines Amtes die gesamte Kavallerie und zusätzlich noch die
Küstenwache. Dem obersten Ritter der Zunge von Kastilien und Portugal war unter
dem Titel des Großkanzlers die Kanzlei anvertraut.

Von spezieller Bedeutung war das Amt, mit dem der Leiter der deutschen Zunge
unter dem Titel Groß-Balli betraut war. Ihm oblag die Kontrolle der Befestigungsanlagen
der Ritter.28 Ursprünglich hatte der Groß-Balli das Vorrecht der Beaufsichtigung
der Burg von St. Peter (Bodrum), die auf dem Festland von Kleinasien lag. Das
Generalkapitel von 1428 übertrug ihm diese Aufgabe. Nach dem Verlust von Rhodos
und der Ankunft des Ordens auf Malta 1530, unterstand dem Groß-Balli die Aufeicht
über die alte Zitadelle von Notabile (Mdina) und der von Gozo, Maltas zweitgrößter
Insel. Die Gesamtverwaltung und -Ordnung der deutschen Zunge fiel unter den Zuständigkeitsbereich
des Groß-Balli. Johann Baptist von Schauenburg hatte für einige
Zeit dieses einflußreiche Amt inne.

Zweifelsohne war die Ernennung zum Fürst-Großprior von Deutschland am
7. Februar 1754 ein Markstein in der hervorragenden Karriere von Johann Baptist von
Schauenburg.29 Er übernahm das Amt von Philipp Joachim von Prassberg (1754),
der nur wenige Monate Großprior gewesen war. Schauenburgs direkter Nachfolger
wurde im Jahre 1775 Franz Christian Sebastian von Remchingen, der wie Schauen™
bürg am Konventssitz starb und in der St. Johannes-Kirche in Valletta beigesetzt
wurde.

Als Großprior war Schauenburg Oberhaupt des deutschen Ordensgebietes, „Christen
Meister in Teutschen Ländern''.30 Der Fürst Großprior von Deutschland mit
Sitz in Heitersheim war zugleich Komtur der Prioratskommenden Hambach, Bubikon
in der Schweiz und Neuenburg.31

1428 beschloß das Generalkapitel, den Amtssitz von Schauenburgs Vorgängern
nach Heitersheim im Breisgau zu verlegen. Der erste Fürst-Großprior in Heitersheim
war Georg Schilling von Cannstatt, ein enger Freund Kaiser Karls V, der die maltesischen
Inseln nach entsprechenden Stellungnahmen Cannstatts 1530 dem Orden übergeben
hatte. 1548, auf dem Reichstag in Augsburg, verlieh ihm der Kaiser in Gegenwart
aller Reichsfürsten den Titel eines Reichsffirsten in Anerkennung der Verdienste
im Kampf gegen die Mohammedaner, Dieser Titel wurde an die 22 nachfolgenden
Großpriore der deutschen Zunge — unter ihnen Johann Baptist von Schauenburg -
weitergegeben.32

Eine Aufzeichnung der Einführungszeremonie von Schauenburg in das Amt des
Fürst-Großpriors ist in den Archiven der St. Laurentius-Kirche in Vittoriosa zu finden
. Das Dokument wurde am 16. Januar 1941 aus den Trümmern gerettet, nachdem

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