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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0101
um den Besitz der Jesuiten auf Malta zwischen dem Orden und dem Heiligen Stuhl,
letzterer repräsentiert durch den Inquisitor Giovanni Ottavius Manciforte Sperelli
(1766—1771). Der Ordensrat war in dieser Angelegenheit tief gespalten. Unter denen,
die einen hohen Rang bekleideten und argumentierten, daß der Großmeister nicht das
Recht gehabt hatte, die Jesuiten ohne Rücksprache und Zustimmung des Ordensrates
auszuweisen, war auch Großprior Johann Baptist von Schauenburg. Die Frage um
den Besitz der Jesuiten wurde gütlich gelöst, indem mit päpstlichem Breve vom 13.
Juli 1769 dem Großmeister die Verantwortung übertragen wurde, den Besitz der Jesuiten
nach bestem Wissen für das Wohlergehen der maltesischen Inseln einzusetzen.
Demzufolge ordnete der Ordensrat an, das Vermögen für Unterhaltskosten einer Universität
und einer Lehrerausbildungsstätte zu verwenden. Die Fragen um die Jesuiten
konnten aber nicht endgültig aufgearbeitet werden. Einige ältere Ordensmitglieder
brachten die jüngeren und leichter beeinflußbaren Ritter dazu, beinahe einen Aufruhr
zu entfachen. Zu diesen altgedienten Ordensbrüdern zählten u.a. Don Anton Escu-
dero (Großprior von Navarre), Don Nicolas Abri Descallar (stellvertretender Großkonservator
), der Balli Vittorio de Belmont, Schauenburg und der Balli Emanuel de
Rohan Polduc, der Nachfolger von Pinto. Die Spannungen entluden sich, als der
ihnen nahestehende Ritterbruder De Pins von einem maltesischen Polizisten namens
Sbirri verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde. Die drei Ballis und Descallar
führten eine stürmische Versammlung an, deren Mitglieder dann, als Zug formiert,
zum Platz vor dem Großmeisterpalast marschierten. Während die Ritter dort zum
Stehen kamen, wandten sich die Großkreuz-Ritter mit Schauenburg an ihrer Spitze
zum Großmeister, um die sofortige Zusammenkunft des Ordensrates zu fordern. Später
unterschrieben die genannten vier älteren Ritter eine Appellation an Papst Clemens
XIV. (1769—1774). Darin schilderten sie die Vorkommnisse, die zu dem unerfreulichen
Zwischenfall geführt hatten. Aber der gesunde Menschenverstand, die
Klugheit und Standhaftigkeit Pintos behielten letztlich die Oberhand. Dieses Durchsetzungsvermögen
ist um so erstaunlicher, als Pinto bereits im 91. Lebensjahr stand.
Obwohl der Papst Pintos Ansicht vollends teilte, war er doch klug genug, um zu
sehen, daß eine strikte Verurteilung des Verhaltens der Ballis nur dazu führen würde,
die Dinge weiterhin auf die Spitze zu treiben. So rief der Inquisitor Manciforte Sperelli
, den Instruktionen aus Rom folgend, die Ballis zu sich nach Vittoriosa in seinen
Amtssitz. Dort „überzeugte" er sie mit einigem Nachdruck, sich bei ihrem Großmeister
zu entschuldigen, was sie dann auch taten. Nach dem Hochamt am 6. Mai 1772
sprachen sie, Escudero, Schauenburg, Rohan und Belmont unverhofft den Großmeister
an, um sich für ihr Vorgehen zu entschuldigen, das in ihrem Übereifer begründet
gewesen sei. Damit war die Angelegenheit bereinigt.45

Johann Baptist von Schauenburg wurde später Zeuge vom Tode Pintos. Um zunächst
ein kleines Altersportrait von ihm zu zeichnen, soll ein Zeitgenosse zu Worte
kommen. Der Reisende Patrick Brydone aus England, den seine Eminenz während
seines Maltaaufenthaltes empfing, beschrieb im 18. Jahrhundert dessen dynamische
Persönlichkeit:

Er empfing uns mit ausgesuchter Höflichkeit und bekundete seine große Genugtuung
darüber, daß einige von uns Portugal besucht hätten. Er ist ein kleiner, alter, ver-
nunfiorientierter Mann von klaren Gedanken, was in einem solchermaßen fortge-

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