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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0110
„Dieser Stein ist gleichsam der Schlußstein zum Leben eines Mannes, der bei allen
vielseitigen Vorzügen doch nie ganz glücklich war"

Als Franz Friedrich Sigismund August am Abend seines Lebens diese melancholische
Grabschrift für seine letzte Ruhestätte entwarf, konnte er auf 60 Jahre zurückblicken
, während derer eine ganze Welt sich gewandelt hatte. Geboren als Mitglied
der Reichsritterschaft der Ortenau sowie der königlich-französischen Ritterschaft des
Unterelsaß sah er diese Institutionen vor den Stürmen der Revolution und der napoleonischen
Zeit dahinsinken, und er beendete sein Leben als ein großherzoglich badischer
Untertan der Biedermeierzeit. Seine Jugend verbrachte er in der farbigen Atmosphäre
des elsässischen Rokoko, als sich in der ehemaligen Reichsstadt Straßburg die
Kardinäle des Hauses Rohan mit den Nachkommen des einheimischen Uradels auf
glanzvollen Festen trafen; und als alter Mann muß er wie ein Relikt aus einer anderen
Epoche auf seine nüchtern gewordenen Zeitgenossen gewirkt haben. Wie sich sein
äußeres Leben zwischen Extremen abspielte, so waren auch sein Charakter und sein
Verstand durch Gegensätze und Spannungen gekennzeichnet. In der Musik, der großen
Passion dieses glänzend begabten Mannes, reicht der Bogen seiner Werke von
Festmessen bis zu kleinen Liebesliedern, und seine wissenschaftlich-literarischen
Bemühungen erstrecken sich von einem Werk über die Bienenzucht über astrologische
Schriften bis zu einem Traktat über die Rheinregulierung. Verworrene Familienverhältnisse
gaben seinem ganzen Leben einen wenig glücklichen Hintergrund, und
obwohl er sich stets nach Ruhe gesehnt hat, ist er nie aus den unendlichen Zwistig-
keiten herausgekommen, in die ihn sein komplexer Charakter immer wieder von
neuem stürzte. Ebenso verstrickte er sich ständig in finanzielle Schwierigkeiten, obwohl
er der Verfasser gelehrter nationalökonomischer Abhandlungen war, die bei seinen
Zeitgenossen erhebliches Aufsehen und teilweise sogar Bewunderung erregten.

In seinem schriftlichen Nachlaß findet sich ein reiches Material, das in seiner Vielfalt
von Briefen, Tagebuchblättern, trockenen Akten über wirtschaftliche Angelegenheiten
und Entwürfen zu gelehrten Arbeiten oder Streitschriften gegen seine persönlichen
Gegner diesen ganzen verwirrend vielseitigen Menschen widerspiegelt. Dabei
schält sich das Bild eines Mannes heraus, der einmal ein typischer Kavalier des 18.
Jahrhunderts war, der aber durch die Breite und Tiefe seiner Anlagen und seines Wissens
über seine Standesgenossen herausragte. Warum einem so hochbegabten Mann
nicht ein anderes Leben beschieden war, seine Schicksale also und seine Geschichte,
seien der Inhalt dieser Blätter.

Die Vorfahren

Fleißige Familienhistoriker haben in den letzten Jahrhunderten ihr Möglichstes getan
, um den Ursprung der Familie Böcklin in die graue Vorzeit zu rücken. Vom keltischen
Stamm der Triboker leitete man den Namen ab, und allerlei Bucci und Bogki
wurden als Urväter angeführt. Bis heute bezeichnet man allgemein den Ritter Rupp-
recht Bock als Stammvater, der um 1200 auf der Rupprechtsau bei Straßburg eine
Burg besessen und von seiner Frau Duchildis von Königshofen 20 Kinder gehabt haben
soll. Von diesen habe nur der jüngste, Jacob, seine Eltern überlebt und sei dann
1242 auf einer Wallfahrt nach Jerusalem gestorben. Diese Geschichte trägt deutlich

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