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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0112
sagenhafte Züge, kommt aber der historischen Wahrheit wohl schon näher. Tatsächlich
scheint die Familie ihren Urbesitz auf der Rupprechtsau gehabt zu haben, die
heute ein Vorort von Straßburg ist, damals aber weit außerhalb der Mauern lag und
sich, von mehreren Rheinarmen durchflössen, bis in die Gegend von Kehl erstreckte.

Urkundlich beglaubigter Stammvater des Geschlechts ist Ulrich Bock, der von
1266 bis 1296 genannt wird. Er gehörte zu jener Schicht altfreier Grundbesitzer, die
nach der Vertreibung des Bischofs und seiner Ministerialen aus Straßburg dort die
Regierung des Stadtstaates übernommen hatten. Mit großem Geschick vermehrten er
und seine Nachkommen ihren Besitz; schon nach wenigen Generationen gehörten
Ulrichs Nachfahren zu den reichsten Hausbesitzern in Straßburg, und ebenso gelang
es ihnen, den altererbten Besitz auf der Rupprechts- oder Böcklinsau zu vergrößern;
bis ins 19. Jahrhundert gehörte ihnen der vierte Teil der Gemarkung Kehl. Die Familie
vermehrte sich rasch und bildete mehrere Linien, bis sich schließlich um 1400
Bernhard, der Sohn des Nikolaus Bock, zum Unterschied von seinen Vettern, Böck-
lin zu nennen begann. Beide Zweige aber führten immer unverändert ihr altes
Stammwappen, den steigenden silbernen Bock im roten Feld, und waren sich auch
stets ihrer gemeinsamen Abstammung bewußt. Die ältere Linie der Bock, die später
hauptsächlich in Gerstheim und Bläsheim im Elsaß saß, erlosch erst 1791 im Mannesstamm
.

Bernhard Böcklin, der wie seine Vorfahren als adeliger Ratsherr und Städtmeister
zu Straßburg diente, war besonders erfolgreich in der Vermehrung des alten Familiengutes
. Neben vielen anderen Besitzungen erwarb er 1411 das Dorf Bischheim bei
Straßburg, 1412 die Herrschaft Mörburg bei Schuttern, 1419 das elsässische Dorf
Obenheim und schließlich 1442 Dorf und Herrschaft Rust. Als er 1448 starb, teilten
sich seine beiden Söhne den großen Besitz. Claus, der Jüngere, stiftete die sog. Mör-
burger Linie, während die Nachkommen von Hans, dem ältesten Sohn, die Herrschaften
Rust, Bischheim und Obenheim bekamen.

Diese Besitzungen vererbten sich nach dem Recht der Erstgeburt, doch pflegten
auch die Stammherren in Straßburg zu leben, wo sie wie ihre zahlreichen Vettern
ihren Platz bei der Regierung und später bei der reichsunmittelbaren Ritterschaft des
Unterelsaß einnahmen. Nicht immer scheinen die Böcklins durch ihre Tugenden geglänzt
zu haben. Die Akten sind voll von Klagen des Straßburger Rates über allerlei
„Gewalttat und Frevel", die von den Nachkommen Ulrich Bocks verübt wurden.
Meist aber wandelte sich diese Streitsucht, die offenbar ein vererblicher Charakterzug
des Geschlechts war, in eine starke Neigung zum Kriegsdienst. So ist denn auch die
Zahl gefallener Familienmitglieder erstaunlich hoch, während sich nur ganz wenige
von ihnen zum geistlichen Stande berufen fühlten. Daneben ist ein Zug zur Gelehrsamkeit
festzustellen; um 1500 verfaßte Philipp ein „Gedächtnisbuch etlicher alter
Böckle", 1501 promovierte Wolfgang zum Doktor der Theologie, etwas später schrieb
Margaretha in Rust ihr Tagebuch, der 1614 verstorbene Hans Philipp war Kanzler der
Straßburger Universität, und zahlreiche Mitglieder studierten an in- und ausländischen
Hochschulen. Bedeutendster Vertreter des Geschlechts war Wilhelm, der nach
langjähriger Tätigkeit als Gesandter und Hofmarschall Karls V. schließlich als Witwer
Dompropst von Magdeburg wurde. Nachdem schon Kaiser Maximilian der Familie
das Recht bestätigt hatte, sich Böcklin von Böcklinsau nennen zu dürfen, vermittelte

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