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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0117
Freund, dem späteren Ritterschaftssyndikus und Geheimen Rat Schoell, in einem
kleinen Boot über den Rhein nach Kehl und ritt von dort nach Wittenweier, wo in
aller Eile und Heimlichkeit die Trauung stattfand. Eine vorherige öffentliche Bekanntmachung
war unterlassen worden, da dies angeblich bei der Eheschließung von
Edelleuten nicht notwendig war. Am Abend fuhr dann das neuvermählte Paar nach
Rust.

Eine ganze Weile schien es, als würde die Ehe wegen der zweifelhaften Form und
der mangelnden Einwilligung des Vormunds für ungültig erklärt werden. Aber mehrere
Gutachten lieferten den Beweis, daß trotz dieser offenbaren Mängel die Ehe als
gültig betrachtet werden mußte. Es wäre besser gewesen, wenn Berstett mit seinen
Versuchen, die übereilte Heirat anzufechten, durchgedrungen wäre, denn schon nach
ganz kurzer Zeit mußte sich der junge Ehemann darüber klar werden, daß seine Frau
ihn keineswegs hatte heiraten wollen. Wochenlang hatten sich die schlimmsten Szenen
in Diersburg abgespielt, und noch am Vorabend der Hochzeit hatte sich die Braut
geweigert, ihr Ja-Wort zu geben, bis ihr Vater schließlich gedroht hatte, sie totzuschlagen
, wenn sie nicht nachgäbe. Friedrich fiel aus allen Wolken, als er erfuhr, daß
seine Frau ihn nur auf derartigen väterlichen Zwang hin geheiratet hatte. Caroline
ihrerseits, die gehofft hatte, wenigstens mit einem reichen Mann verheiratet zu sein,
war höchst unangenehm überrascht, als sie feststellen mußte, daß ihr Mann außer den
unantastbaren Stammgütern lediglich Schulden besaß. Tag und Nacht kam es zu
höchst unerquicklichen Auftritten. Friedrich hoffte zunächst, die anfängliche Ver™
zweiflung der jungen Frau werde sich allmählich in Zuneigung oder gar Liebe verwandeln
, doch er sah sich sehr bald in seiner Erwartung getäuscht, denn Caroline
kam offenbar nie über den doppelten Schock hinweg, einen ungeliebten Mann haben
heiraten zu müssen, der sich zu allem hin auch noch als arm erwies. Zwar kam schon
binnen Jahresfrist das erste Kind, ein Mädchen, und auch in den folgenden Jahren
stellte sich ein reicher Kindersegen ein, aber das alles brachte die Gatten einander
nicht näher, im Gegenteil.

Von Franz Friedrich Sigismund August, — so unterschrieb er sich selbst in offiziellen
Dokumenten, im Familienkreis dagegen wurde er Friedrich genannt, — hat sein
Freund Schoell in dieser Zeit ein mit Liebe gezeichnetes Bild entworfen. Er schilderte
einen gutgewachsenen, eher großen Mann von eleganten Bewegungen und würdevollem
Auftreten, mit braunem, etwas schütteren Haar. Unter der hohen und braten
Stirn blickten zwei dunkelbraune Augen lebhaft und freundlich interessiert auf
den Besucher, den er gern in ein Gespräch verwickelte. Namentlich in vertrauter Gesellschaft
scheint er ein gewandter Plauderer gewesen zu sein, der aber auch einen
großen Kreis „mit artigem Scherz" zu unterhalten wußte. Im allgemeinen aber neigte
er wohl eher zu ernstem Gespräch und liebte vor allem philosophische Themen. Stets
gab er sich offenherzig; aber was sein Biograph seine vertrauensvolle Art nannte,
dürfte einer seiner größten Fehler gewesen sein, — nämlich ein bemerkenswerter
Mangel an Menschenkenntnis. Von den Hauptvergnügungen seiner Standesgenossen,
der Jagd und dem Kartenspiel, hielt er wenig. „Wein, Liqueur, Caffee, Chokolade
und andere hitzige Getränke nahm er kaum zu sich", meldet sein Bewunderer. Seine
Passionen lagen auf einem anderen Gebiet; er sammelte Bücher und legte Wert darauf
, sie elegant einbinden zu lassen, und vor allem gab er sich mit wahrer Leiden-

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