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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0121
zu versuchen, anderswo eine Stellung zu finden. So entschloß sich Friedrich? neue
Gelder aufzunehmen, um sich standesgemäß zu equipieren, und 1772 ging die Reise
nach Ludwigsburg zum Herzog Ludwig von Württemberg. Der Inhalt seiner Koffer
ist noch bekannt: Ein goldgesticktes, rotes Kleid, ein blauer, ein roter und ein
schwarzer Rock, ein dunkelgrüner Frack mit Goldbesatz, ein Hut mit Goldborte und
Feder, 12 weiße Hemden und 18 Krawatten, sowie ein Toupee. Der Herzog ernannte
ihn denn auch an seinem Geburtstag zum wirklichen diensttuenden Kammerherrn,
aber obwohl er sich noch länger am württembergischen Hofe aufhielt, blieb es bei
diesem zwar ehrenvollen, aber unbezahlten Titel, Auch der Rang eines Wirklichen
Geheimen Rats, mit dem ihn bald danach der Fürst Christian-Albrecht von Hohen-
lohe-Langenburg begnadete, war lediglich eine Ehrenstellung. Gute Beziehungen
verbanden Friedrich schließlich mit den fränkischen Fürstentümern von Ansbach-
Bayreuth, wo als Landesherr der Markgraf Christian Friedrich Carl Alexander regierte
. Dieser prachtliebende Herr hatte sich einen außerordentlichen Hofstaat aufgebaut
, der nicht weniger als 105 Kammerherren umfaßte. Hier lebte eine entfernte
Cousine Friedrichs, die Gräfin Friederike von Platen, geb. Freiin von Reitzenstein,
deren Mutter Maria Charlotte Böcklin gewesen war. Auf Einladung dieser Verwandten
, mit denen man seit jeher in herzlichem Briefwechsel gestanden hatte, wurde die
Reise nach Bayreuth ausgedehnt. Hier wurde Friedrich abermals zum Geheimen Rat
ernannt und sogar mit dem 1705 gestifteten Roten Adlerorden dekoriert, aber alle
weitergehenden Pläne realisierten sich nicht. Auch eine letzte Hoffnung, am hessischen
Hofe eine Stellung zu bekommen, blieb unerfüllt.

So war Friedrich zwar um einige Ehrenposten reicher geworden, — und es scheint,
daß er von menschlicher Eitelkeit keineswegs frei war und sich von Herzen darüber
freute, — aber materieller Gewinn war ihm aus der Reise nicht erwachsen. So zog
er sich denn auf seine Güter zurück, entschlossen, das Leben nunmehr auf seine
Weise zu genießen. Dazu gehörte für ihn eine ausgiebige Beschäftigung mit den Wissenschaften
und der schönen Literatur. Seit jeher hatten ihn die Naturwissenschaften
angezogen; durch seine praktischen Versuche in der Landwirtschaft hatte er jetzt auch
Geschmack an nationalökonomischen Arbeiten gefunden, und so begann er eine reiche
schriftstellerische Tätigkeit. Im Laufe von knapp 10 Jahren entstanden:

— Freye Gedanken eines Forstliebhabers

— Betrachtungen über die sogenannte Allmende

— Vorschläge zur Verbesserung der Rinderzucht

— Lob der Bienen nebst Beobachtung ihrer liebsten Nahrung

— Miscellaneen eines Reichskavaliers in Schwaben

— Antiquarische Beiträge für den Breisgau

— Kurzgefaßte Geschichte des Elsaß

— Astrologische Briefe

Außerdem verfaßte er ein Drama „Die Stärke der Großmut", in dem er das Schicksal
Agnes Bernauers behandelte. Damit war er einer der ersten Autoren, die einen
historischen Stoff aus der deutschen Vergangenheit bearbeiteten.

Dazu kamen zahlreiche kleinere Publikationen im Leipziger Musenalmanach, der
Gazette dÄgriculture de Paris und anderen Zeitschriften. Auf seinen Reisen hatte er
auch die zahlreichen gelehrten Gesellschaften kennengelernt, in denen sich in vielen

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