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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0127
müsse für ihn ihre eigentliche Bestimmung erfüllen, nämlich die der Erholung. Voll
Bewunderung nennt er hier auch den Mann, der wirklich als Dilettant im wahrsten
Sinne des Wortes auch in einem von Kampf und Politik erfüllten Leben noch Zeit für
seine Flöte hatte: Friedrich den Großen.

Die Tragödie in seinem Leben wird hier offenbar: Infolge seiner unüberlegten Heirat
war ihm eine normale Laufbahn nicht mehr möglich, die sonst dem klugen und
gebildeten Mann sicher gewesen wäre. Bei seiner Stellung aber konnte er sich auch
nicht ganz den musischen Seiten des Lebens zuwenden, und schließlich war es ihm
auch nicht beschieden, wie der preußische König ein wahrhaft ausgefülltes Leben
durch die Freuden eines Dilettanten zu bereichern. Als es um 1781 so schien, als
könnte er hinfort ein Leben führen, in dem sich die Stellung eines anhaltinischen
Obristen mit einer fruchtbaren literarischen Tätigkeit und musikalisch hochstehendem
Liebhabertum angenehm verbinden ließen, da kam der neue Bruch in seinem
Leben, Es kam der Prozeß gegen den Knopfmacher.

Die Geschichte vom Knopfmacher

Bald nach Friedrichs Hochzeit war Friedrich Ferdinand Joham v. Mundolsheim am
2, Oktober 1765 gestorben und zwar anscheinend unter Hinterlassung erheblicher
Schulden. Jedenfalls haben sich noch Jahre später seine Gläubiger an Charlotte Böck-
lin gewandt, in der allerdings ganz vergeblichen Hoffnung, sie würde vielleicht die
Schulden ihres Freundes bezahlen. Der Besitz in Mundolsheim ging nun an eine andere
Linie über, und so mußte sich Charlotte eine neue Wohnung suchen. Sie entschloß
sich, nach Obenheim zu ziehen, wo sie im Böcklinschen Haus zusammen mit
ihrer Schwägerin lebte. Diese, Friederike Charlotte, war die einzige überlebende
Schwester Franz Jacob Christians und Witwe des Freiherrn Ludwig Reich v. Platz,
der kurz vorher als Kommandant eines Straßburger Forts gestorben war. Außerdem
hatte sie noch ihren alten Hausgenossen, den Major Steinmetz, mitgebracht, der sich
weigerte, sie ohne gehörige Pension zu verlassen. Für welche wertvollen Dienste dieser
Dunkelmann eine Rente beanspruchen konnte, ist nie bekannt geworden. Immerhin
freute sich Charlotte, als sie 1767 ihrem Sohn mitteilen konnte, der Herr Major
habe sich gegen eine Pension von 400 Livres zum Abzug bereit erklärt. Diese bat
sie nun ihren Sohn, inskünftig zu bezahlen. Außerdem vermeldete sie: „Ich glaube,
daß es das beste vor mich wäre, wenn an eine andere Ehe gedächte. Und wie kann
ich daran gedenken, ohne vorher von Dir gründliche Beweise Deiner gegen mich
hegenden Liebe zu haben. Werde ich den Schritt zu einer anderen Ehe tun, so versichere
ich Dich, daß es eine solche Person sein wird, die mir Ehre macht, Da man
aber insgemein bei solchen Geschäften auch nach Einkünften fragt, so gehet mein
Ersuchen an Dich, mir lebenslänglich 3000 Livres zu verschreiben."

Solche Briefe hat Friedrich damals in größerer Zahl erhalten, alle unterschrieben
„avec la tendresse maternelle, mon eher fils, votre fidele mere Boecklin de Boeck-
linsau nee de Dungern.44 In einem seiner Aide-Memoires verzeichnet er, daß seine
Mutter sich damals dauernd habe verheiraten wollen, und zwar habe sie nach den
verschiedensten Männern Ausschau gehalten, obwohl sie damals keineswegs mehr
jung oder auch nur gesund gewesen sei.

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