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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0133
suchte immer wieder, die linksrheinischen Besitzungen zurückzubekommen. Der erste
Versuch ging dahin zu erreichen, daß der neue Eigentümer die an den elsässischen
Herrschaften hängenden Schulden übernehmen müsse. Das blieb aber ebenso vergeblich
wie der 1802 unternommene Versuch, wenigstens die 1762 von den drei Tanten
geerbten Güter herauszubekommen.

Franz Josef seinerseits war nun plötzlich ein sehr wohlhabender Mann geworden.
Als erstes heiratete er, und zwar die Tochter seines Anwalts, Maria Anna Albert.
Vater Albert war mittlerweile Deputierter des Oberrheinkreises geworden, sein Bruder
wurde der erste konstitutionelle Generalvikar von Colmar. Der Schwiegervater
erwarb bei der Versteigerung der sog, Nationalgüter das ehemalige Kloster Weinbach
bei Kienzheim und verkaufte es 1794 an Franz Josef. So ganz wohl scheint es dem
neugebackenen Baron inmitten seiner revolutionären Schwiegerfamilie nicht gewesen
zu sein. Als am 5. Dezember 1791 sein erster Sohn geboren wurde, hatte man zwar
die Tochter des gefürchteten Öffentlichen Anklägers von Colmar als Patin gebeten,
er selbst aber unterschrieb den Taufakt ganz reaktionär als Fran^ois Joseph Baron
Boeckel de Boecklinsau. Die eifrigen Republikaner aber versäumten nicht, diese
schöne Signatur in ein schlichtes Franz Boeckel zu korrigieren.

Franz Josef lebte nun als Grundbesitzer in Weinbach, und eine Weile wohnte auch
der Bruder seines Schwiegervaters, der Generalvikar, bei ihm» Dieser aber hatte mittlerweile
sein geistliches Gewand ausgezogen und nannte sich Albert Sans-Culotte.
Als solcher ist er auch in die Lokalgeschichte eingegangen. Aber mit dem schnellen
Wandel der politischen Umstände geriet diese revolutionäre Zeit rasch in Vergessenheit
. Als Franz Josef unter Kaiser Napoleon Maire von Weinbach geworden war, ließ
er in aller Stille die republikanische verbesserte Unterschrift unter die Taufurkunde
von 1791 wieder berichtigen.

Friedrich natürlich vergaß die Vergangenheit nie und hat sich immer geweigert, seinen
Halbbruder zu sehen. Er erkannte weder dessen Titelführung an noch nannte er
ihn je mit seinem Namen, Für ihn blieb er stets „jener Mann", die Verkörperung des
ganzen Unheils, das über ihn hereingebrochen war. Dagegen nahm seine Schwiegertochter
Wilhelmine Freiin v. Rathsamhausen Verbindung mit Weinbach auf, und
Friedrichs Tochter Caroline hat sogar dort verkehrt. Durch sie bahnte auch Friedrichs
Sohn und Nachfolger, der General Friedrich Wilhelm Böcklin, viele Jahre später
eine Verbindung an, immer noch in der Hoffnung, am Ausgang des Prozesses
etwas ändern zu können. Wie sein Vater glaubte er, man könne vielleicht die Herausgabe
der von den Tanten geerbten Güter erzwingen, und so schrieb er 1817 an seinen
Onkel einen Brief, adressiert an M. de Boeckel, Proprietaire ä Weinbach, „Hoch-
wohlgeborener und hochgeehrtester Herr" nannte er ihn und schlug ihm vor, sich zu
einer Aussprache über dieses Thema in Rust oder Weinbach zu treffen. Die Antwort
auf französisch, „de ma campagne de Weinbach", traf schon nach wenigen Tagen ein»
Franz Josef teilte darin höflichst mit, daß er gern mit einem Treffen einverstanden
sei, aber jede Unterhaltung über das bewußte Thema strikt ablehnen müsse. Die Unterschrift
lautete: „Votre tres obeissant serviteur le Baron Boeckel de Boecklinsau".
Der Rüster Neffe versuchte noch einige Jahre lang die Vorbereitungen für einen neuen
Prozeß zu treffen. Aber er gab seine Bemühungen schließlich als hoffnungslos auf,
als seine Anwälte ihm rieten, doch nicht das Geld aus dem Fenster zu werfen,

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