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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0135
hohen Herren, wenn die ganze Familie sich entschließe, katholisch zu werden, Caroline
, die ursprünglich eher freisinnig gewesen war, dann aber eine gläubige Protestantin
geworden sein soll, war durchaus willens, den Schritt zu tun. Da Friedrich aber
zögerte, so gab es von neuem heftigen Zank, und der geplagte Ehemann schrieb: „Sie
hieß mich einen eigensinnigen Narren und machte mir das Leben so schwer, daß ich
gewiß davon gelaufen wäre, hätte ich keine Kinder gehabt."

Der Kardinal Louis de Rohan, Großalmosenier von Frankreich und Bischof von
Straßburg, ist in die Weltgeschichte eingegangen als der traurige Held der Halsbandaffäre
. La belle Eminence gilt als das Urbild eines Prälaten des 18. Jahrhunderts, der
den Zweck seines Lebens nur in einer Laufbahn bei Hofe sah und dessen sittliche
Qualitäten seiner hohen Stellung in keiner Weise entsprachen. Im Elsaß dagegen und
im rechtsrheinischen Teil seiner Diözese erinnert man sich seiner als eines gütigen
und milden Landesherrn. Seine mutige Haltung gegenüber der Revolution und die
würdige Fassung, in der der einst so prachtliebende und verwöhnte Kirchenfürst die
Jahre seines Exils in Ettenheim ertragen hat, lassen die Anhänglichkeit seiner früheren
Vasallen verstehen, die ihm treu blieben, auch als all der frühere Glanz des
Rohan-Pälais zu Straßburg und der Residenz in Zabern verblaßt war. An diesen umstrittenen
Prälaten nun wandte sich Friedrich mit einer Eingabe, nachdem er sich
nach langen Kämpfen doch entschlossen hatte zu konvertieren. Er sei, so schreibt er,
nach langem Studium der theologischen Literatur zur Erkenntnis gekommen, daß die
katholische Religion, der Glaube seiner Vorväter, die wahre sei. Er bäte daher, mit
seinen 8 Kindern zum Ubertritt zugelassen zu werden und hoffe, daß auch seine Frau
diesem Schritt folgen werde. Man würde leichter an eine von äußeren Umständen unbeeinflußte
Bekehrung glauben, wenn Friedrich nicht hinzugefügt hätte, er erlaube
sich bei dieser Gelegenheit der Eminenz die Umstände vorzutragen, wie er so plötzlich
aus seinem friedlichen Dasein durch einen gewissen Balayne herausgerissen
worden sei. Und so schilderte er dann dem Kardinal genau den bisherigen Prozeßverlauf
und bat um seine Unterstützung.

Am 18. September 1781 wurden Friedrich, seine Frau und die 7 jüngeren Kinder
in der Kapelle des bischöflichen Seminars von Straßburg in die katholische Kirche
aufgenommen. Nur Friedrich-Wilhelm, der Alteste, blieb evangelisch. Inwiefern dieser
Ubertritt religiöse Motive hatte oder aber wie weit dabei rein materielle, aus dem
Knopfmacherprozeß resultierende Gründe mitspielten, kann die Nachwelt kaum entscheiden
. Daß Friedrich eine religiös tief angelegte Natur war, steht außer Zweifel,
Ein kleines Beispiel dafür ist etwa seine Sammlung von Bibelsprüchen, die sich auf
den Tod und das ewige Leben bezogen. Mit dieser Lektüre zog er sich jeden letzten
Tag im Monat zurück, um darüber zu meditieren, als wäre es sein Todestag. In all
seinen Schriften und Notizen zeigt sich immer wieder seine große Gottgläubigkeit
und sein starkes Gottvertrauen. Vermutlich war er ein Mensch, dem die christliche
Moral und Lebensart an sich das einzig wichtige erschien, ohne daß er den einzelnen
Konfessionen übergroße Bedeutung zugemessen hätte. Dies entspricht durchaus dem
aufgeklärten Sinn seiner Zeit, und dafür spricht auch, daß er später Mitglied der Freimaurerloge
„Am Morgen zu Freiburg44 wurde.

_ * *

Auf alle Fälle hat der Gedanke an den bevorstehenden Ubertritt zur katholischen
Kirche das Ehepaar nicht abgehalten, noch vorher die letzte Konsequenz aus ihrer

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