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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0136
mißglückten Ehe zu ziehen: Am 20. Februar 1781 ließen sich die beiden scheiden.
Hatte der große Prozeß den Anlaß gegeben, die alten Streitigkeiten wieder heftig
aufleben zu lassen, so war seit 1778 noch ein neuer Grund in Form einer recht unerfreulichen
Persönlichkeit dazu gekommen, die Caroline das Leben an der Seite
ihres Mannes unmöglich erscheinen ließ: Anna Maria Herr? die Tochter des Rüster
Jägers und Revierförsters Josef Herr und der Veronika Mogg. Caroline glaubte, berechtigten
Anlaß zu Eifersucht zu haben, und die Szenen häuften sich. Da Caroline
ihrer Meinung stets recht offen Ausdruck zu geben pflegte, auch in Gegenwart von
Kindern und Dienstboten, antwortete sie einmal auf die Frage ihres Söhnchens Wilhelm
, ob der gerade abwesende Vater wohl im Himmel sei: „Wenn er es nur schon
wäre!" So kamen natürlich aus dem Dorf allerlei Zwischenträger und Klatschbasen,
die ihren Verdacht immer mehr verstärkten, 1780 kündigte sie ihrem Mann jegliche
Gemeinschaft auf und erklärte, in ein Kloster gehen zu wollen, sobald ein zu erwartendes
Kind zur Welt gekommen sei. Friedrich hingegen leugnete, jemals mit dem
„Jägermädel" ein Verhältnis gehabt zu haben und meinte, wenn er dies gewollt habe,
so hätte er es vor 10 Jahren getan, als sie noch jung und leidlich hübsch gewesen
sei. Die Atmosphäre muß schließlich unerträglich gewesen sein, und als das erwartete
zwölfte Kind tot zur Welt kam, wurde die Scheidung von Tisch und Bett beschlossen
.

Aber auch nachher kam es wiederholt zu neuen Streitigkeiten zwischen den früheren
Ehegatten. Im Separationsvertrag hatte Friedrich seiner Frau Rust als Wohnsitz
abgetreten, während er selbst nach Straßburg zog. Caroline blieb jedoch nur wenige
Jahre auf dem Lande, 1784 siedelte sie nach Straßburg über, was sie mit den besseren
Erziehungsmöglichkeiten für ihre Kinder begründete. Ihrem Mann aber untersagte
sie, das Schloß zu betreten und übergab dem Rüster Pfarrherrn die Schlüssel zu
treuen Händen. Da nun Friedrich im Auftrag des Fürsten von Anhalt im Dorf einen
Werbeplatz für dessen Truppen errichtet hatte und seine Anwesenheit also dort erforderlich
war, beschloß er, in das Jägerhaus zu ziehen. Erst als gemeinsame Freunde
vermittelnd eingriffen, wurde ihm das Bewohnen des Schlosses wieder gestattet.

Caroline ihrerseits blieb nun ganz in Straßburg, wo sie ausgedehnte philosophische
Studien betrieb. Sie war eine große Verehrerin des deutschen Mystikers Jacob
Böhme, und sie führte ihren Geistesfreund, den französischen Philosophen Saint-
Martin in die Welt der deutschen Mystik ein. Auch nach dem Ausbruch der Revolution
entschloß sie sich, im Elsaß zu bleiben, und so mußte sie denn die ganze jacobi-
nische Schreckensherrschaft in Straßburg ausharren. Inzwischen war es Friedrich
1793 erstaunlicherweise gelungen, seine Schulden abzuzahlen, so daß die Administration
über das rechtsrheinische Vermögen aufgehoben und er wieder Herr über
seine Einkünfte wurde. Im gleichen Jahr begann aber auch eine vollständige Postsperre
nach dem Ausland, und die bisherigen Verrechnungen zwischen dem Ehepaar
hörten auf. Als 1797 die Grenze wieder geöffnet wurde, kam es zu erregten Briefen
zwischen Straßburg und Rust, da Friedrich inzwischen erhebliche Summen ausgegeben
hatte, die nach dem Scheidungsvertrag seiner Frau hätten zufließen müssen. Bei
diesen Posten ist auch ein Betrag von 50 fl für die Flüchtung des Familienarchivs am
10. Juli 1795 aufgeführt. Caroline erklärte außerdem, sie habe einen Schaden von
1200 fl erlitten, indem ihr Mann sie gezwungen habe, in Straßburg zu bleiben, als

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