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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0138
lernen. Das arme Kind scheint keine glückliche Jugend gehabt zu haben, da es die
beiden Eltern ständig einander zuschoben. 1792 war sie bei ihrem Vater in Rust, worüber
Friedrich später vermerkte: „Was sie mir für Verdruß verursachte, vermag die
Feder nicht zu beschreiben " Die Mutter hingegen ließ ihre Tochter wissen, ihre Gegenwart
sei ein Nagel zu ihrem Totenbett. Schließlich brachte man sie nach Konstanz,
wo sie ein alter Freund des Hauses, der Domherr Conrad Freiherr v. Beroldingen bei
sich aufnahm. Das war Caroline auch wieder nicht recht; sie verdächtigte den betagten
Prälaten unguter Absichten und machte ihrer Tochter in Konstanz brieflich das
Leben so schwer, daß diese endlich flehentlich an den Vater schrieb, um ihn zu bitten,
er möge sie vor den üblen Nachreden ihrer Mutter schützen und sie wieder zu sich
nehmen. Sie würde überall hingehen, wo es ihm recht sei, sogar in ein Kloster, so
sehr sie auch eine solche Idee hasse, nur zur Mutter wolle sie unter keinen Umständen
zurück. So kam sie denn wieder nach Rust.

Mit ihrem Vater war sie 1796 in Freiburg, als dort im Sommer wenig erwünschte
Gäste eintrafen, die Franzosen nämlich, die den Rhein überschritten hatten und nun
den Breisgau besetzten. An ihrer Spitze stand der General Joseph Elie Desire Perru-
quet de Montrichard, Er war in der Franche-Comt£ am 24. Januar 1760 geboren,
hatte die Artillerieschule in Besangon besucht und war vor kurzem wegen seiner Tapferkeit
beim Rheinübergang von Kehl zum Brigadegeneral befördert worden. Diesen
gefürchteten Krieger gedachten die Freiburger Stadtväter versöhnlich zu stimmen,
und so luden sie ihn denn zu einem festlichen Mahl im Kaufhaus ein. Den gerade
anwesenden Geheimen Rat Baron Böcklin mit seinen hübschen Töchtern baten sie
dazu und setzten Caroline neben den General. Dieser machte ihr so eifrig den Hof,
daß er sie noch während des Essens fragte, ob sie seine Frau werden wolle. Sie sagte
tatsächlich ja zu diesem erstaunlichen Angebot, und so schickte er sofort nach dem
Pfarrer, und während die Ratsherren und ihre Gäste noch nichtsahnend an der Tafel
saßen, wurden die beiden im Nebenzimmer getraut. Schließlich trat der General wieder
in den Saal und stellte der überraschten Gesellschaft seine soeben angetraute
junge Frau vor.

Ob die Geschichte sich wirklich genau so abgespielt hat, weiß man nicht. So ist
sie durch den Freiherm Louis Böcklin überliefert, der freilich dazu vermerkte: „Ich
war nicht dabei!" Zweifellos aber hat es eine große Sensation bedeutet, als sich die
Tochter des Rüster Grundherrn plötzlich mit einem Revolutionshelden vermählte.

Montrichards Laufbahn war damals im steilen Anstieg begriffen. Er wurde unter
Joubert Generalstabschef einer französischen Armee in Italien, die Piemont eroberte.
Als General Scherer im März 1799 die Schlacht von Magnano verlor, gelang es ihm,
Mittelitalien ruhig zu halten und einen Zusammenbruch der dortigen Front zu verhüten
. Zum Divisionsgeneral befördert, kommandierte er den rechten Flügel in der blutigen
Schlacht an der Trebbia, Er nahm dann noch teil an den Feldzügen in der
Schweiz und am Rhein, doch verblaßte sein Stern nach der Machtergreifung Napole™
ons, der ihn nach der Aussage des Urgroßvaters Böcklin für einen Esel hielt. 1806
bekam er den Auftrag, die Festung Ancona so rasch wie möglich in Verteidigungszustand
zu setzen. Dabei soll er die Bevölkerung durch seine schroffen Forderungen in
solche Unruhe versetzt haben, daß man ihn schleunigst abberufen mußte. Er fiel in
Ungnade und wurde später nur noch in Ulyrien auf Etappenposten verwendet. Wegen

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