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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0143
gen Truppendurchmärsche gehabt, und über „beschwerliche Einquartierung" beklagte
er sich mehrfach. „Auch mußte ich täglich Offiziere umsonst bewirten; warum
, das läßt sich leicht erraten", heißt es in einem Memorandum. Schlimmer waren
die verschiedenen Belagerungen und Erstürmungen von Kehl, bei denen seine dortigen
Güter schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. „Deine nunmehrigen Landsleute
", schrieb er seiner Tochter Caroline Montrichard, hätten ihm daselbst im letzten
Jahr einen Verlust von fast 1500 fl verursacht. Der mühsam gerettete Familienfrieden
geriet beinahe ins Wanken, als er sich daraufhin nicht mehr in der Lage sah, die Renten
an seine Kinder in voller Höhe auszuzahlen, und Caroline drohte gar mit einem
Prozeß. „Ist denn der französische Verfolgungsteufel in aller Menschen Herz gefahren
?", schrieb dazu der Verwalter des Nachbargutes Nonnenweier. Das neue Jahrhundert
kündigte sich auch dadurch höchst fatal an, daß am 24. Juni 1800 ein Hofratsurteil
erging, das Friedrich zur Herausgabe des Rüster Zehnten und anderer Gefälle
an das Kloster Ettenheimmünster zwang. Einige Jahre später fiel das Kloster an
Baden, und Friedrich trat nun seine Kehler Herrschaften gegen die alten Rüster Gefälle
an den neuen Landesherrn ab, so daß er in seinem Dorf die alten Güter wieder
in Besitz nehmen konnte.

Mit Ettenheimmünster und den anderen benachbarten Klöstern verband Friedrich
eine sonderbare Haßliebe. An sich fuhr er gern und häufig zu den Prälaten der Umgebung
, vor allem, um sich an ihrer ausgezeichneten Kirchenmusik zu erfreuen. Andererseits
war ihm ihr Jagdrecht ein ständiger Dorn im Auge, und in seinem Nachlaß
fanden sich die Vorarbeiten zu einem Werk über die Geschichte des Mönchtums, das
für die geistlichen Herren nicht sehr schmeichelhaft geworden wäre. Um so größer
war seine Freude, als der Abt von Ettenheimmünster eines Tages einem Schwindler
aufsaß. Dieser kam von dort auch zum Rüster Schloßherrn und behauptete, der Sohn
seines alten Freundes, des Grafen Putbus, zu sein. Der Prälat hatte ihn mit erheblichen
Geldmitteln ausgestattet, um ihm aus einer augenblicklichen Verlegenheit zu
helfen. Friedrich war mißtrauisch und steuerte nur eine kleine Summe bei, die er sogar
zurückbekam. Der Abt dagegen erhielt von dem falschen Grafen nur einen unverschämten
Brief, dessen Kopie Friedrich mit viel Vergnügen zu seinen Akten legte.

Schien also der finanzielle Aspekt in dieser Zeit nicht allzu ungünstig, so war sich
Friedrich doch darüber klar, daß die Jahrhundertwende auch den Anbruch einer völlig
neuen Zeit bedeutete. Schon war das Fürstentum Anhalt-Zerbst, dem er so viel
verdankte, von der Landkarte verschwunden. Bayreuth war an Preußen gefallen; zwar
hatte ihm der neue Landesherr in einem kühlen Schreiben gestattet, Titel und Orden
weiterzuführen, aber sie entbehrten nunmehr jeder Grundlage. Nicht lange dauerte
es, und auch das Fürstentum Hohenlohe wurde ausgelöscht, und damit war auch der
zweite, von seinem Träger so geschätzte Geheimratstitel hinfällig geworden. Noch
war er als Mitglied der freien Reichsritterschaft Kantons Ortenau Territorialherr auf
seinen Gütern, aber innerhalb weniger Jahre ging auch diese Herrlichkeit zu Ende,
und Friedrich kam mit all seinen Besitzungen zu Baden, war also nun ein Untertan
seines früheren Nachbarn. Die stolze Truppe Böcklinscher Soldaten, die 24 Mann
mit ihrem Hauptmann, mußte verschwinden. Aber bis ans Ende seines Lebens erinnerte
noch ein leeres Schilderhaus vor dem Schloß melancholisch an die vergangene
Reichsherrlichkeit. Ein Trost war, daß wenigstens der Kammerherrntitel eine Auf-

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