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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0146
denen er sich verteidigte. Monatelang wurde dieser Streit mit Hilfe von Reimen und
öffentlichen Briefen ausgetragen.

Die Folge war natürlich, daß Friedrich immer mehr vereinsamte. Die Nachbarn
zogen sich zurück, und er blieb immer mehr der Gesellschaft von Nanette und Katharina
überlassen. Da die Tochter des ehemaligen Rüster Jägers eine Menge Verwandter
im Dorf hatte, versuchten nun zahlreiche dunkle Gestalten über sie zu Geld und Einfluß
zu gelangen. Falsche Schuldscheine wurden ausgestellt, und namentlich beunruhigte
sich Friedrichs Sohn, als er erfuhr, daß sich sein Vater in Euenheim ein Absteigequartier
eingerichtet hatte, das in Wirklichkeit der Anna Maria Herr gehörte. Im
September 1808 errichtete Friedrich ein notarielles Protokoll über diese Angelegenheit
. Darin stellte er fest, daß er bisweilen in Euenheim zu tun habe, und da wohne
er dann zur Ersparnis in dem der Jungfer Herr gehörenden Hause. Es befanden sich
jedoch darin keinerlei aus Rust stammende Gegenstände, sondern die Einrichtung gehöre
ausschließlich der Eigentümerin, die sie teils von ihren Eltern, teils von ihrem
verstorbenen Bräutigam geerbt habe. Friedrichs Sohn war aber hierdurch keineswegs
beruhigt, zumal man von erheblichem Grundbesitz der Haushälterin hörte, der sicher
nicht von ihren unbegüterten Eltern herrühren konnte. So beauftragte er Samuel Haubert
, im Falle eines plötzlichen Todes seines Vaters, das Ettenheimer Haus amtlich
versiegeln zu lassen, „da die bei meinem Herrn Vater in der Qualität einer Haushälterin
befindliche Marie Herr sich längstens schon durch eine der Succession höchst
schädliche Haushaltung verdächtig gemacht hat und in Euenheim ein eigenes Haus
besitzt, welches mein Herr Vater sein Absteigequartier nennt, wohin der größte Teil
der im Schloß Rust befindlichen Meubles Effekten transportiert worden ist." Letztere
Befürchtung scheint aber nicht begründet gewesen zu sein. In dem später abgerissenen
Haus fand sich nur eine recht kleinbürgerliche Einrichtung. Eine kleine Handbibliothek
und ein Portrait Friedrichs waren wohl das einzige, das wirklich nach Rust
gehörte.

In jener Zeit soll Friedrich auch einmal vorgehabt haben, seine Haushälterin zu
heiraten. Aber die Nachrichten über die angeblich in Wien erfolgte Verlobung sind
vage, so daß die Sache möglicherweise auch gar nicht stimmt und nur der späte Widerhall
des Geredes der Nachbarn ist.

1808 bekam Friedrich eine schwere Unterleibsentzündung, und man befürchtete
schon, er könne einer Wassersucht erliegen. Die Verzweiflung Katharinas über den
bevorstehenden Tod ihres Papas, wie sie sich ausdrückte, war groß, doch Friedrich
erholte sich wieder. Ganz unversehens aber starb am 5. November 1810 Anna Maria
Herr, oder, wie sich Haubert vernehmen ließ, „ist das nichtswürdige Mensch zu Rust
in die andere Welt gegangen, um dort den Lohn für alle Ungerechtigkeiten zu empfangen
." Mit ihren letzten Worten verlangte sie noch nach einer guten Tasse Kaffee, denn
sie wüßte, daß sie doch keinen mehr trinken werde. Friedrichs Erschütterung war
groß, und man glaubte allgemein, daß er sich von diesem Verlust nicht erholen
werde. Zur Überraschung des ganzen Dorfes aber war er keineswegs gebrochen, und
wenige Tage nach Nanettes Tode begab er sich nach Freiburg. Hier hatte er schon
in den vergangenen Jahren immer wieder gern einen längeren Aufenthalt gemacht,
um wie in früheren Zeiten Theater und Konzerte zu genießen und den Umgang mit
alten Freunden und vor allem seinen musikalischen Bekannten zu pflegen. Drei Wa-

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